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Mit dem WOMO durch Südschweden

Für den 04.08., einen Montag, haben wir früh 8:00 Uhr die Fähre von Rostock nach Trelleborg gebucht. Nun haben wir doch ein betagtes Wohnmobil. Dem können wir eine Non-Stopp-Fahrt von Chemnitz nach Rostock nicht zumuten. Auch wenn wir schneller als 80 km/h fahren hängt ihm die Zunge heraus und es säuft und säuft und immer nur den teuren Diesel. Wir haben uns also zwei Zwischenstationen ausgesucht.
Das wird nun für rund 3 Wochen unser zu Hause sein.
Pünktlich 16:00 Uhr ging es am Freitag Nachmittag los und gegen 20:00 Uhr waren wir in Rüdersdorf bei Berlin auf dem Parkplatz des dortigen Museumsparks angekommen. Natürlich waren wir wieder mal die Einzigen, die dort die Nacht über standen. Überstehen mussten wir auch mehrere Starkregen mit Hagelanteilen.
Am Samstagmorgen starteten wir dann gegen 10:00 Uhr mit Ziel Güstrow, das wir auch 14:00 Uhr erreichten. Hier haben wir nicht den richtigen WOMO-Stellplatz gefunden, aber in der Nähe des Bahnhofes war auch ein geeigneter Platz.
Wir waren bei unseren Fahrten an die Ostsee noch nie in Güstrow gewesen, immer nur vorbeigedüst. Jetzt waren wir sehr erstaunt, was für eine schöne Stadt das ist. Ein imposantes Schloss, den Dom mit dem "Schwebenden Engel" von Ernst Barlach, und den vielen, schön restaurierten klassizistischen Häusern.

Abends kehrten wir bei einem Italiener ein: Top-Angebot, allerdings auf englisch: "All you can eat" - bis zum Abwinken - für 8,80 €. Wir schafften Suppe, Lasagne und Tiramisu. Aber tapfer und die freundliche Kellnerin spendierte uns noch einen Grappa.
Innentemperatur im WOMO 26 °C - keine Spur von idealer Schlaftemperatur. Der Grappa tat aber das seine.
Am Sonntag fuhren wir weiter nach Graal-Müritz. Hier bestaunten wir, was sich Alles in den fünf Jahren seit unserem letzten Besuch verändert hat und verbrachten auch einen schönen Nachmittag am Strand - mit Sonnenbrand!

Am späten Nachmittag fuhren wir zum Schnatermann. Das ist eine Traditionsgaststätte in der Rostocker Heide. Hier nahmen wir ein Abendbrot und verbrachten bis zum einsetzenden Starkregen, der gegen 4:00 Uhr früh den Parkplatz unter Wasser setzte, eine ruhige Nacht. Den Wecker hatten wir sowieso auf 6 gestellt, denn 7:00 war der Termin zum Check In ( auf Deutsch: Einschiffen) auf die Fähre.
Um 8:00 Uhr ging es nicht los, erst eine Viertelstunde später legten wir ab. (Der Käpt'n ist wahrscheinlich auch ein akademischer Grad). Die Prognose lautete auf Sturm der Windstärke 10. Die Überfahrt verlief aber ganz ruhig, erst 2 Stunden vor Trelleborg begann das Schaukeln. Zwischendurch konnten wir uns an Deck sogar etwas sonnen. Ansonsten verlief die Überfahrt ganz gut, wir hatten auch eine nette Unterhaltung mit unseren Tischnachbarn. Ein richtiges Mittagessen sparten wir uns (Ein Tellergericht kostete über 11 €), eine Gulaschsuppe tat es auch.
Das "Ausschiffen" hatte es dann in sich. Es war von der Zeit her das längste, das wir bisher erlebt haben. Das Schiff musste an einem anderen Liegeplatz anlegen und so stimmte die "Einsortierung" der LKW und PKW nicht. Wir mussten wenden, Gespanne mussten zum Teil rückwärts herunterfahren - ein Chaos. Die Crew ließ sich aber nicht durch einander bringen, hatte alles im Griff und nach einer reichlichen Stunde waren auch wir von Bord. .
Wir fuhren als erstes nach Landskrona. Dort wollten wir am Hafen stehen - kostenlos. Aber der angekündigte Sturm erreichte uns jetzt und unsere Pläne wurden vom Winde verweht und im Regen ertränkt. Wir erreichten zwar Landskrona, bekamen aber ordentliche Seitenhiebe bis fast zum Umkippen. Und an ein Stehen im Hafen war überhaupt nicht zu denken - wir wären in unserem Alkoven seekrank geworden. Wir entdeckten dann bei einem sehr stürmischen Stadtbummel einen anderen kostenlosen Parkplatz an der Kavalleriegaten. Hier kann man 48 Stunden stehen. Und dieser war windgeschützter. Und dann setzte der Regen ein, und es regnete die ganze Nacht durch.
Und es war unsere erste Nacht, in der wir mit Ohrstöpsel schliefen. Die haben wir auch wirklich die ganze Nacht gebraucht. Erst am Morgen ließ der Regen nach.
Gegen 10:00 Uhr wollten wir uns noch die Zitadelle und das Schloss anschauen. Das gelang auch, aber der wieder kräftig einsetzende Regen trieb uns wieder zum WOMO. Dieser kurze Ausflug kostete uns auch einen Schirm, dessen Gestänge im Sturm mit lauten Knall zerbrach

Wir starteten nun Richtung Göteborg. Ziel war zunächst die Hafenstadt Halmstad. Nur mal so, einfach mal bummeln. Bis kurz vor Halmstad Regen und Wind, aber dann in der Stadt brauchten wir keinen Schirm. Hier ein paar Bilder von der Stadt.

Weiter ging heute unsere Fahrt Richtung Norden, wir wollten auf einen richtigen Campingplatz. Eigentlich nur, weil unsere Toilette entleert werden musste. Zuvor schauten wir uns aber den weltweit letzten in Betrieb gewesenen Längstwellensender an. Über diesen erfolgte die erste Kommunikation mit Amerika. Dieser Sender steht bei Grimeton.
Weitere Infos: http://www.schaetze-der-welt.de

Laut unserem Reiseführer sollte dort auch der Campingplatz sein, doch der war noch 50 km entfernt. Also wieder auf die Autobahn E6. An einem kleinen Rastplatz mit Kiosk machten wir Halt, wir mussten dort erst mal die Informationstafel studieren. Unsere genaue Schwedenkarte liegt zu Hause auf dem Küchentisch - vergessen. Neben dem Kiosk entdeckten wir eine Entsorgungsstation für Toiletten, gerade das brauchten wir. Alles andere, Strom, Wasser hatten wir noch ausreichend. Somit brauchten wir heute nicht auf einen teuren Campingplatz zu fahren sondern standen in freier Natur. Wir standen aber nicht allein, es waren noch 3 weitere Wohnmobile auf dem Platz.

Am Morgen starteten weiter wir Richtung Norden, dieses mal war Trollhättan unser Ziel. Zunächst mussten wir aber erst einmal tanken.  Das erste Mal in Schweden. Diesel, in Euro genau so teuer wie bei uns in Deutschland. Mit Visa-Karte wollte ich bezahlen. Im Gegensatz zu Deutschland sollte ich meine PIN eingeben. Woher nehmen? In Deutschland braucht man diese nur, wenn man am Geldautomaten Bargeld haben will. Und das hebe ich mit EC-Karte ab. Schwach, sehr schwach kam mir eine Zahl in Erinnerung, ich gab sie ein: "Wrong PIN". Die Kassiererin habe ich beschwichtigt, bin zum WOMO und Ulla gab mir ihre Karte, nachdem sie von einem Zettel ihre Nummer "entschlüsselt" hatte. Ein neuer Versuch, die Kassiererin stornierte meine Zahlung, las Ullas Karte ein, ich gab die PIN ein: "Wrong PIN". Wieder Beschwichtigung der Kassiererin, ich flitzte zum WOMO, wir kratzten unser Bargeld zusammen und ich konnte so doch noch bezahlen. Während der Weiterfahrt grübelten wir über unsere PINs.

In Lilla Edet machten wir zu Mittag Rast. An einem Bankomat hoben wir mit EC-Karte Geld ab. Das klappte einwandfrei - uns viel ein Stein vom Herzen. Nun konnten wir auch in dem dortigen Supermarkt einkaufen gehen. Die Preise ähneln unseren, einiges sogar preiswerter, vieles aber so 10-20 % teurer. Ulla kaufte sich zu Mittag für 4,50 € eine Salatschüssel mit Nudeln - sehr reichlich und lecker und frisch. Ich holte mir ein Schinken/Käse-Baguette für 2,90 €.

Nach dem Essen fuhren wir weiter nach Trollhättan. Wir besuchten dort das Schleusengebiet. Ausgangspunkt dafür ist der Parkplatz am Automuseum von SAAB, dort ist auch die Touristeninformation. Gegenüber befindet sich das Wasserkraftwerk. Dieses besuchten wir zuerst. Aber wie dort hin kommen? Eine Möglichkeit ist die Fahrt mit der Seilbahn. 40 SEK für Hin- und Rückfahrt. Von der Bahn hat man einen guten Überblick über die Kraftswerksanlagen. Das nutzten wir und aus dem Reiseführer hatten wir auch die Information, dass Mittwochs, 15:00 Uhr die Schleusen geöffnet werden und 300.000 Liter Wasser die Felsen hinab stürzen. Viele Schaulustige waren schon auf Oskar's Brücke, von der man die beste Aussicht auf die Wasserfälle hat. Kurz vor 15:00 Uhr gab es dann Lautsprecheransagen, auch auf deutsch. "Heute gibt es kein Wasser, Vattenfall hat das Wasser gesperrt, da wiederholt Besucher die Absperrungen missachtet haben und dadurch eine große Gefahr geworden ist." Also kein Wasser. Wir bedauerten das und suchten uns eine Entschädigung, die wir auch fanden. Wir gingen hinunter zum Kraftwerk und liefen ca. 2 km den Kerlekens stig (Liebessteig) zu den alten und neuen Schleusen. Die Schleusen sind von 1800, 1844 und 1916 und haben einen Höhenunterschied von 32 m. Hier gibt es auch ein gemütliches Cafe und Mittwochs treffen sich hier die Liebhaber schöner Oldtimer.
 

Zurück zum WOMO liefen wir am Kanal entlang. Nun fuhren wir weiter Richtung Norden und bei Vargön steuerten wir den Halleberg hinauf. Auf dessen Plateau soll man noch Elche sehen, die auch vor Autos keinen Respekt haben. Wir mit WOMO auf Elchsafari. Ulla mit schussbereiter Kamera neben mir. Den einzigen Elch, den wir sahen, der sitzt auf unseren Amaturenbrett, ist aus Plüsch und ist unser Maskottchen. Am Ende der Straße gibt es aber einen Parkplatz und hier stehen wir nun über Nacht. Morgen früh wollen wir hier noch eine Wanderung unternehmen. Es ist jetzt gegen 21:00 Uhr und es kommen immer noch Autos hier hoch gefahren. Hinter uns richtet sich auch ein WOMO aus Dänemark für die Nacht ein.

Was sich auch für die Nacht einrichtete war der Regen. Die ganze Nacht durch trommelte er auf unser Dach. Der liebe Regengott scheint gar nicht zu wissen, dass unsere Köpfe nur ein paar Zentimeter darunter im Alkoven liegen. Wir schliefen dadurch sehr unruhig. Erst früh nach dem Frühstück hörte der Regen auf. Mit der Wanderung zu der Aussichtskanzel, dem Predigtstolen, wurde damit auch nichts, es war uns einfach zu nass und zu glitschig. Also Abfahrt zum nächsten Ziel. Nach vielleicht 500 m Fahrt zeigte ein Wegweiser nach Ekebaken und Utsikt. Eigentlich wollten wir gestern dorthin, hatten den Wegweiser nur übersehen. Und Utsikt heißt Aussicht. Schnell fuhren wir dorthin und uns erwartete nach einem kurzem Fußmarsch eine schöne Aussicht auf den Vänernsee. Das ist ja der drittgrößte Binnensee Europas.
 

Zügig fuhren wir dann nach Haverud. Kurz nach Mittag waren wir am Ziel. Wir fuhren auf einen richtigen Campingplatz. Wir mussten auch wieder einmal die Batterien aufladen (WOMO, Fotoapparat, Reservebatterie, Laptop...) Bei unserer ersten Fahrt mit einem WOMO vor13 Jahren nach Norwegen hatten wir diese Probleme noch nicht.
Der Campingplatz liegt am Fuße des Äquadukts. Hier wurde in einer technischen Meisterleistung der Dalsland-Kanal durch die Berge geführt. In der untersten Ebene strömt das Wildwasser. Darüber führt in einer Stahlwanne der Kanal. Vor und nach dieser Wanne befinden sich mehrere Schleusen zur Überwindung des Höhenunterschiedes. Über den Kanal ist eine Stahlbrücke, über die die Eisenbahn fährt. Diese Brücke kann nach oben geschwenkt werden, falls ein Schiff mit hohen Masten geschleust werden muss. In der obersten Ebene führt dann noch eine Straßenbrücke über die Schlucht. Ein gewaltiges Bauwerk - 1868 fertig gestellt. Heutzutage finden hier aber keine Lastentransporte mehr statt, die Schleusungen dienen nur noch den Wassertourismus - und der ist riesig. Wir hatten genügend Zeit uns Alles anzuschauen.

Auf dem Campingplatz konnte man auch für 5 SEK duschen. Dazu bracht man eine Münze, steckt sie in einen Schlitz in der Wand, man hört ein Ventil klicken und es kann los gehen. Ulla war die erste, die duschen ging. Alles einwandfrei, genug Wasser, schön warm, moderner Thermostat, sie war rundum zufrieden. Dann ging ich. Ein 5-Kronen-Stück in die Wand und los ging's. Unter der Dusche nahm ich mir Zeit, seifte mich ordentlich ein und dann machte es "klack". Und dann kam kein Wasser mehr. Ich stand voll im Schaum. Der Automat ließ sich auch nicht überlisten, ohne weitere 5 Kronen gab es kein Wasser. Was tun? Ein 5-Kronen-Stück hatte ich nicht mehr (fasst mal einen nackten Mann in die Tasche), Ulla konnte ich auch nicht rufen, jemand anderes war auch nicht im Duschraum. Dusche und Ankleideraum war nicht sonderlich getrennt und dort befand sich an der Wand in ca. 1m Höhe ein Wasserhahn, der spendete Kaltwasser, aber richtig kaltes. Mir blieb nichts weiter übrig als in die Hocke zu gehen und diesen Hahn als Dusche zu benutzen und mich abzuspülen. Natürlich habe ich dabei den Raum unter Wasser gesetzt, aber in der Ecke stand ein Schrubber. Mit dem habe ich dann das Wasser in den Abfluss gefegt.  Ulla hat sich nur gefragt, wo ich so lange bleibe.

Jetzt ist es 21:30 Uhr und wie gewohnt setzte vor einer halben Stunde der Regen ein.

 

Heute ist Freitag, der 8. August. Der Regen dauerte die ganze Nacht und erst jetzt gegen 9:00 Uhr hat er etwas nachgelassen. Zuerst haben wir Frischwasser gebunkert und unsere Toilette entsorgt. Das Stehen auf einem normalen Campingplatz muss man dazu nutzen. Diese Nacht hat uns 170 SEK an Gebühren gekostet.
Wir starteten Richtung E45, von wo wir auch gekommen waren und fuhren diese weiter Richtung Norden. Ca. 20 km vor Åmål befindet sich rechts von der Straße das Naturreservat Yttre Bodane. Eine schmale Straße führt rechts in dieses Gebiet. Ganz am Ende dieser Straße (nicht die Geduld verlieren) ist ein schön angelegter Parkplatz, mit Toilette und Rastgelegenheiten. Von hier aus geht es dann nur noch zu Fuß weiter. Nach ca. 500 m Fußmarsch kommt man an einen Informationspunkt mit Karte. Von hier aus führen verschiedene Wanderwege in dieses Schärengebiet. Wir wählten den Weg nach Tången. Nach 1,3 km über Moos, Sumpf, Lattenwege durchs Schilf und über glatt geschliffene Felsen waren wir am Ende des Weges angelangt und standen an der Spitze der Halbinsel Tången. Kein Mensch weit und breit, eine Ruhe überall, nur hier und da mal der Schrei eines Vogels, eines Tieres. Wer sich in Schweden aufhält muss einfach mal diese Landschaft erlebt haben. Ein tolles Erlebnis. Das es auf den Hinweg mehr oder weniger regnete hatte uns nicht gestört. Nur die Mücken hat der Regen gestört, sie ließen uns in Ruhe. Auf dem Rückweg kam dann die Sonne heraus, es wurde richtig warm. Und schon kamen sie, die Mücken. 2 Stunden hat unsere kleine Wanderung gedauert. Nach dem notwendigen Schuhwechsel, ich hatte eine morastige Stelle total unterschätzt, bis über die Knöchel versank ich darin mit einem Fuß und der andere Fuß wurde nass, als ich auf einem Holzsteg ausrutschte und es keinen Halt als den im Wasser gab, setzten wir dann unsere Fahrt Richtung Norden fort.
In Åmål fuhren wir in die Stadt zum Hafen, ein kräftiger Regenschauer kürzt den Stadtbummel ab und bei NETTO ergänzten wir unsere Lebensmittelvorräte. Noch 2 Stunden fuhren wir, an Karlstad vorbei bis kurz vor Kristinehamn. Immer durch Regenschauer. Hier stehen wir gleich neben der E18 auf einen ruhigen Parkplatz.

 

Am Morgen, in der Nacht hatte es nicht geregnet!, fuhren wir nach Kristinehamn. In der dortigen Touristeninformation holten wir uns Informationsmaterial und erfuhren, dass es hier einen Museumsladen gibt, ein "Gamle Magazin". Dort drin zu stöbern war sehr interessant und die Verkäuferin hat uns einiges erklärt. Wir kauften ein Glas Blaubeerkonfitüre. Lecker!
Kurz vor Mittag fuhren wir dann los Richtung Motala. Gegen 13.00 Uhr waren wir in Degerfors. Ulla hatte hier etwas von Jättegrytor gelesen und dass man hier Wandern gehen kann. Das Gebiet heisst Sveafälle. Nach der Geschichte sollten hier die weltweit größten Wasserfälle gewesen sein, zu Zeiten der zweiten Eiszeit. Das Eis hatte damals eine Mächtigkeit von 2 bis 3 km. Heute ist aber dort kein Wasser mehr. Unter dem Eis, im schnell strömenden Gletscherwasser befanden sich auch harte Steine, die härter als der umliegende Fels waren. Im Wasser rotierten diese und bohrten sich in das weichere Gestein. Auf schwedisch heißen diese heute noch zu sehenden Löcher Jättegrytor. Ausgangspunkt der Wanderung ist eine kleine Siedlung gleich neben dem Eisenwerk. Diese Siedlung hatte der erste Besitzer des Werkes für seine Arbeiter bauen lassen, mit für damalige Verhältnisse intakter Infrastruktur. Heute haben sich hier Künstler und Handwerker angesiedelt. Das Wetter war günstig und so beschlossen wir durch die Sveafälle zu wandern. Nach zwei Stunden waren wir wieder zurück. Es war schön, wild und romantisch. Das kann man auch nur hier erleben. Wer einmal in dieser Gegend ist, diese Wanderung ist zu empfehlen. An dem hübschen Cafe der Siedlung kamen wir nicht vorbei. Kaffe und frischgebackener Kuchen, die Welt war wieder in Ordnung. Übrigens gilt in Schweden: einmal Kaffee bezahlt kann man nachschütten bis zum Abwinken. Aber wir übertreiben ja nicht. Und mich als Nichtkaffeetrinker interessiert das ja nicht. Ich kann im Cafe aber auch kein Wasser bestellen das ist teurer als der Kaffee.
 
Und dann ging die Fahrt weiter. Unser Ziel ist nun Motala am Vätternsee. Motala bezeichnet sich als Hauptstadt des Götakanals. Direkt am Hafen ist der große Parkplatz, Parkdauer 24 Stunden und bezahlen von 9-18 Uhr. Zeit zum Abendbrot: Ulla brät Lachssteaks. Und wie es so ist, mit unserem abendlichen Hafenbummel müssen wir noch etwas warten, wegen was wohl? Jawohl, wegen des einsetzenden Regens. Doch wir kommen noch zu unserem Bummel. Am Hafenbecken sind die Krebsfischer aktiv. Für 6 Kronen für einen Krebs verkaufen sie diese auch. Wir behalten aber unsere Kronen.
Heute ist Sonntag. Radfahren am Götakanal. Während des Frühstücks dringt ein vertrautes Geräusch an unsere Ohren: Regentrommeln aufs WOMOdach. Wir unternahmen dann aber trotzdem eine Radtour: mit 4 Rädern - mit denen des WOMOS.  Drei Kilometer von Motala entfernt ist Borentshult. Hier ist eine Schleusenanlage des Götakanals, fünf Schleusen mit einer Fallhöhe von insgesamt 15 Metern. Obwohl es leicht nieselte waren doch Besucher an der Schleuse. Man kam sich vor wie auf dem Golfplatz. So wie dort die Zuschauer bei einem Turnier mit dem Golfer von Loch zu Loch mitlaufen, so ist es hier auch. Mit dem Schiff wurde von Staustufe, von Schleuse zu Schleuse mitgelaufen und die mehr oder weniger vollkommenen Künste der Crew beim Schleusen bewundert. An das Fahrradfahren war aber noch nicht zu denken, der Regen wurde stärker.

Im weiteren Verlauf des Götakanals befindet sich noch eine bekannte Staustufe, die bei Berg. Den Ort konnte ich nicht im Navi programmieren, so dass wir uns etwas verirrt hatten. Eigentlich hätten wir Berg leicht finden können, wir brauchten nur unsere Nase in den Wind zu halten. Ein typischer Geruch hätte uns bestimmt dorthin geführt. Dort gab es einen Imbisswagen mit echt Thüringer Bratwurst. 30 SEK kam eine Wurst mit Brötchen. Als wir dann eine essen wollten hatte der Wagen seinen Laden dicht gemacht. Wegen, ja wegen was denn? Richtig, wegen des wieder einsetzenden starken Regens.
Wir schauten uns noch kurz das Schleusen an und kehrten dann in ein Cafe ein. Ulla mit einem Smörrebrod mit Krabben plus Kaffee und ich mit Köttbullar. Alles ganz lecker, kam aber 13 €. Die Thüringer wären preiswerter gewesen.
 

Weiter ging die Fahrt: Ziel Eksjö. Dort soll es einen günstigen Stellplatz geben. Unterwegs haben wir wieder einmal die Toilette gelehrt, vollkommen unproblematisch. Es gibt hier an den Rastplätzen vorbildliche Anlagen. Den Stellplatz haben wir gefunden, alles ist topp, 6 € Standgebühr, 3 € Strom extra. Wir laden wieder mal unsere Batterien auf. Am Stellplatz ist ein kleiner Delikatessenboden. Ulla wollte unbedingt mal dort hin, ich mit den Sack voller Kronen hinterher. Lecker Marmelade, Konfitüre, Gebäck, Elchaufkleber usw. Die Inhaberin sprach etwas deutsch und so wurde es ganz lustig. Lustig wurde es vollkommen als Ulla Krebse entdeckte. Tot, daher nicht mehr zappelnd, also etwas zum Angreifen, aber auch zu Essen? Zwei Krebse wurden schließlich gekauft (ca. 5 €).
Zum Abendbrot gab es erst mal ein Bauernfrühstück. Kein gewöhnliches, ein veredeltes. Von Gestern  hatten wir noch Lachssteak übrig, das würfelten wir und gaben es anstatt Schinken zu den Bratkartoffeln. Schmeckte uns sehr gut.
Und dann begann aber Ullas Krebsessen. Von den Krebsen kann man den Inhalt des Schwanzes essen und den Inhalt der Scheren. Nicht mehr. Satt wird man da überhaupt nicht, es ist etwas für die Geschmacksnerven. Und die kommen voll auf ihre Kosten, spätestens beim darauf folgenden Schnaps. Krebsessen ohne Schnaps gibt es nicht. Darauf Skol.

Am nächsten Morgen: Sonnenstrahlen dringen in unser WOMO, jawohl, ihr habt richtig gelesen, Sonnenstrahlen. So etwas gibt es auch in Schweden. Flugs gefrühstückt und dann rauf auf die Piste. Astrid Lindgren ist bestimmt vielen ein Begriff, auch ihr Michel. Und der wohnte in Lönneberga. Das wollten wir jetzt besuchen, es ist nur 40 km von unseren jetzigen Standort entfernt. Und Michel gehört nun auch mal zu Schweden. In Lönneberga gibt es eine Informationstafel und eine kleine Hütte mit dem Michel drin. Und viele von Kindern geschnitzte Figuren. Ob die auch immer so einen kleinen Schuppen zum Schnitzen hatten?

Nicht weit von Lönneberga ist auch Bullerbyn (auf deutsch Bullerbü). Dort fuhren wir auch hin. Es ist ein schönes kleines Dörfchen. Auch etwas Kommerz ist dabei. Aber die Kinder sind glücklich hier wie die kleinen Filmhelden, die "Kinder von Bullerbü" herumzutollen. Mit Heuboden, hohlen Baum und Schaukel. Alles wie im Film.

Weiter ging die Fahrt, eigentlich wieder zurück, nach Eksjö. Ab und zu gab es einen kräftigen Regenschauer. Eksjö ist ein schönes Städtchen mit einem Stadtkern aus alten Holzhäusern. Eigentlich ein lebendes Museum.
Eskjö ist auch traditionsmäßig eine Garnisonsstadt. Auch heute noch. Fast noch in der Stadt befindet sich die heutige Garnison. Und bei dem schönen klaren Wetter gab es wahrscheinlich gutes Büchsenlicht. Immer wieder hallten Gewehrsalven über der Stadt, Maschinengewehre ratterten.
In einer Konditorei holten wir das Mittagessen nach, es gab etwas süßes Gebäck, für Ulla Kaffee und für mich Wasser.
 
Danach fuhren wir noch über 150 km und stehen jetzt bei Kosta. Hier ist ein Elch-Park. Der schloss leider schon 18:00 Uhr, so übernachten wir hier. Aber nicht auf dem Parkplatz des Parkes. Der liegt direkt an der Straße und ist dadurch etwas laut. Wenige Kilometer führt eine Schotterstraße zu einem Naturreservat. Erfahrungsgemäß gibt es immer am Ende der Straße vor dem Reservat einen Parkplatz. Und so ist es auch hier. Ganz allein im Wald - eine herrliche Ruhe.
Link zu Google Maps
Nach dem Abendbrot gingen wir bei Sonnenschein den gekennzeichneten Weg durch das Reservat. Riesige freistehende Eichen. Das war was für uns "Schöne Eichen". Was gar nichts für uns war, das waren die freilaufenden jungen Rinder.
Übrigens: kaum waren wir wieder am Wohnmobil angekommen setzte der Regen wieder ein. Aber das ist uns jetzt egal. Jetzt ist Feierabend.
In der Nacht musste ich mal raus. Das letzt Bier drückte. Sternenklarer Himmel, ringsum alles finster, kein Fremdlicht. Ein wunderbarer Sternenhimmel. Direkt über mir die Milchstraße. Beeindruckend.
Am Morgen dann Sonne. Wir fuhren zum Elch-Park und begannen die Elch-Safari. Wir sahen sogar welche. Ulla fütterte sogar einen. Das musste Karl Gustav sein. Und daneben seine Silvia. Ein König fraß Ulla aus der Hand! Ich bändelte dagegen mit Silvia an.
Darüber weinte sogar der Himmel, das heißt, es fing an zu regnen. Und vorweggenommen, der hörte den ganzen Tag nicht auf. So ein Schei...wetter, das wir bisher erwischt haben. Schnell retteten wir uns ins Trockene, in den Elch-Shop. Das taten aber viele Andere auch. Der Shop war hoffnungslos überfüllt. Ich drängte mich zu den Mützen durch und probierte einige auf. Dann schlug ich zu: Eine Mütze im Cap-Stil, leicht gefüttert für den städtischen Winter, und aus ganz weichem Elchleder. Hörner sind aber keine angenäht dafür gibt es ausklappbare Ohrenklappen.

Wir fuhren nach Orrefors. Laut Reiseführer eine der schönsten Straßen von Småland. Hier soll die typische Landschaft zu sehen sein. Einzel stehende Gehöfte, rote Häuschen. Wir sahen auf den 30 km nur 3 Gehöfte, die Straße war auf der gesamten Länge eine Baustelle. Und das im strömenden Regen.
Im Regen kurvten wir auch nach Kosta Boden, einem großen Glashandelshaus hier im Glasreich. Ulla gingen die Augen über. So viel schöne Glassachen in den verschiedensten Designs. Für sein Design ist ja Schweden berühmt. Das fängt doch schon bei IKEA an. Bei den Preisen können einem aber auch die Augen übergehen. Z. B. ein Schnapsglas 26 €. Sah aber toll aus. Wir kauften ein Teelicht und verschiedenes Küchenzubehör.
 
Im COOPKonsum in Kosta kauften wir noch Lebensmittel, auch 2 Steaks (ca. 3 €). Und dann fuhren wir noch 150 km durch strömenden Regen. Jetzt stehen wir wieder auf dem Parkplatz zu einem Naturreservat. Die Steaks mit Röstzwiebeln haben geschmeckt.
Der Regen trommelt unaufhörlich, mal sehen wie es morgen wird.
Jetzt wird noch ein bisschen gelesen. Seit ein paar Tagen haben wir im Radio einen schwedischen Sender mit sehr schöner Musik, vielen Oldies. Ulla liest Sakrileg von Stan Brown und ich "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" vom Zwiebelfischautor Sebastian Sick. Beim Lesen merke ich erstmal, was für einen fürchterlichen Schreibstil ich habe, dass meine Grammatik hinten und vorne nicht stimmt. Aber zu lesen und zu verstehen bin ich noch?
Als wir heute, Mittwoch, 13. August, gegen 8:00 Uhr aufwachten, glaubten wir es kaum Wolkenloser Himmel und Sonne! Wir konnten nur so lange schlafen, weil die Sonne durch Bäume verdeckt war.
Heute wollen wir wieder Richtung Malmö fahren. 200 km werden es bestimmt. Durch die Sonne war die Fahrerei heute ganz anders. Es machte einfach Spass.
 Gegen 13 Uhr waren wir an einem Wegepunkt angelangt, wo wir uns entscheiden mussten, was wir denn heute uns noch für Sehenswürdigkeiten anschauen wollen. Eine "Gamle" Stadt oder eine Landspitze bei Mölle am Kattegatt. Aus der Wetterlage heraus entschieden wir uns für Mölle. Das ist ein schöner kleiner Badeort. 1910 wurde sogar eine Eisenbahndirektverbindung Berlin - Mölle eingerichtet. Da gab es den Herrn Mehlhorn noch nicht, da war die Bahn noch aktiv. In Mölle durften auch das erste Mal Damen und Herren den Badestrand gemeinsam benutzen. Für damals einfach skandalös. Am Ortsausgang ist dann der Kullaberg. Hier kann man hinauffahren bis vor an die Landspitze. Allerdings ist die Straße Mautpflichtig. Hier oben ist auch der schönste Golfplatz Schwedens. Und ganz vorn an der Landspitze sind hohe Felsklippen mit dem Kulle Fyr, dem weit reichendsten Leuchtfeuer Schwedens. Eine fantastische Landschaft. Überall kann man herumklettern, kilometerweite Wanderungen unternehmen. In den Klippen sind auch viele Höhlen. Eine geführte Höhlentour wird angeboten. Es herrscht hier auch ein ordentlicher Wind, man hat seine Schwierigkeiten beim Stehen.
 
Wir fuhren nun zurück zur E4. Bei Ångelholm, Abfahrt Höja, ist gleich nach der Ausfahrt Richtung Ångelholm linker Hand ein Campingplatz. Hier machten wir für heute Station. 160 SEK incl. Strom, Duschen, Ver- und Entsorgung. Alles sehr sauber und gepflegt. Und die Duschen sind ohne Automaten!
Link zu Google Map
Morgen früh rüsten wir hier dann noch unser WOMO auf. Toilette, Frischwasser, Abwasser. Dann können wir die nächsten 4 bis 5 Tage wieder frei stehen.
Heute Morgen hat das Aufrüsten unseres WOMOs gut geklappt. Nach 45 km Fahrt sind wir in Landskrona auf den kostenlosen Parkplatz gefahren auf dem wir schon bei der Herfahrt gestanden haben. Heute aber bei weniger Wind. Weniger bedeutet aber nicht kein Wind, sondern kein Storm. Eine kräftige Brise war schon vorhanden Und die war so stark, dass wir unsere Fahrräder nicht mit zur Fähre nahmen. 11:30 Uhr fuhr die Fähre nach der Insel Ven. Geld brauchten wir auch noch und stürzten in die Stadt. Endlich haben wir einen Bankomaten gefunden. Auf dem Weg zur Fähre sahen wir einen Bankomaten gleich bei unserem WOMO um die Ecke. Aber wir schafften die Fähre noch. Kaum dass die Fähre auslief begann es zu regnen. Und auf offener See wandelte sich der Wind doch in Sturm. Die Fähre schwankte ordentlich. Die Insel Ven empfing uns aber mit Sonnenschein. Eigentlich fährt man hier herüber, um auf der Insel Fahrrad zu fahren. Die Fahrräder kann man sich hier ausleihen, es gibt genug. In Anbetracht des doch kräftigen Windes entschieden wir uns doch lieber für eine Inselwanderung zu Fuß. Die Fotos zeigen die Schönheit der Landschaft hier. In der Mitte der Insel sind noch Reste der Burg von Tycho Brahe, ein Wissenschaftler des 16. Jahrhunderts, der unser modernes Weltbild mit geschaffen hat. Er errichtete hier ein Observatorium. Sein Grabmahl befindet sich  in der Theyn-Kirche in Prag.
 

Gegen 15:35 Uhr waren wir wieder am Hafen. Laut unserem Flyer von Ven sollte die Fähre 15:45 Uhr auslaufen. Wir holten uns schnell noch Kugeleis (wird hier auf Ven selbst hergestellt und wir müssen sagen: es war das beste Schokoladeneis, dass wir je gegessen haben.). Nun schnell zur Fähre. Die ließ eben die Gangway herunter und eine Gruppe Touristen ging an Bord. Wir hinterher. Niemand kontrollierte die Tickets. Ich hatte meine in der Hand und wurde plötzlich zurückgehalten. Ulla war schon halb an Bord. Das Schiff war nicht die Fähre nach Landskrona sondern fuhr nach Kopenhagen. Ohje, das wäre beinahe schief gegangen. Wir in Kopenhagen, in Dänemark und unser WOMO noch in Schweden auf dem Parkplatz. Wir haben den Fahrplan nur nicht richtig gelesen. Die angegebene Fähre fährt nur bis zum 10. August und heute haben wir den 14. 16.45 fuhr dann unsere richtige Fähre.

In Landskrona gingen wir noch Einkaufen in einen Supermarkt. Hier setzten wir unsere restlichen Kronen um. Morgen früh fahren wir nach Dänemark. Am Abend gab es noch einen Abendspaziergang
Landskrona am Morgen: Sonne und nur leichter Wind. Und wir nehmen Abschied von Schweden. Über Malmö fahren wir auf über die Öresundbrücke nach Dänemark. Hier in Dänemark halten wir uns aber nicht groß auf, wir fahren direkt auf der Autobahn nach Rødby und von dort mit der Fähre der Vogelfluglinie direkt nach Deutschland, nach Putgarden auf der Insel Fehmarn.

Von Fehmarn geht es auch ohne großen Aufenthalt an den Nord-Ostseekanal. Im Bordatlas hatte ich dort einen Stellplatz entdeckt, direkt am Kanal. Aber unser Stellplatzführer lag ja zu Hause auf dem Küchentisch. Wir kurvten in das Zentrum von Oldenburg und ich ging dort in den ersten besten Buchladen. Den Stellplatzführer hatten sie auch, aber noch eingeschweißt. Aber den ADAC-Stellplatzführer gab es als Ansichtsexemplar. Eine Viertelstunde wühlte ich darin - nichts gefunden. Schon entmutigt verließ ich den Buchladen doch gegenüber war noch einer, noch größer. Hier gab es aber auch nicht unseren Stellplatzführer, doch den von Promobil. Und hier wurde ich fündig. In Sehestedt war der Stellplatz.  Das programmierten wir in unser Navi und nach einer knappen Stunde Fahrt über Landstraße und Autobahn um Kiel herum waren wir am Ziel. Uns erwartete Regen und ein voller Stellplatz. Also ein Volltreffer. Auf dem Stellplatz riesengroße Wohnmobile mit steinalten Rentnern davor und darin. Die scheinen schon Mitte der Woche anzureisen und damit der werktätigen Bevölkerung, die erst am Wochenende anreisen kann, die Plätze wegzunehmen. Aber wir aus Sachsen sind doch helle! Vor sechs Jahren waren wir schon mal hier und wenige Kilometer entfernt standen wir damals auf einem kleinen Wanderparkplatz. Den fuhren wir wieder an, der existierte noch und hier hatten wir unsere Ruhe. Nach dem Abendbrot schnappten wir unsere Stühle und gingen ca. 100 m zum Kanal. Und hier "guckten wir Schiffe". Es kamen innerhalb einer Stunde jede Menge. Zurück zum WOMO, inzwischen stand hier noch ein zweites, ist jetzt noch Zeit um den Reisebericht zu schreiben.
Eigentlich gehört dieses Kapitel jetzt nicht mehr zu Schweden. Aber es ist ja unsere Rückreise aus dem Urlaub. Heute Morgen war hier am Nord-Ostseekanal keine Wolke am Himmel. Der Wetterbericht prophezeit für das gesamte Wochenende schönes Wetter. Jetzt kamen die Fahrräder in Einsatz. Ein wunderschöner Radweg führt am Nord-Ostseekanal Richtung Kiel. Und immer wieder diese Schiffe. Segelbote, Yachten und riesengroße Frachter und Containerschiffe. Und Sonne. Insgesamt sind wir heute rund 40 km gefahren. Ein Sonnenbad war auch noch drin. Wir haben auch einen Plan gelesen in dem die Zeiten vermerkt waren, wann die großen Kreuzfahrschiffe den Kanal passieren. Das ist nicht jeden Tag. Aber heute soll die Regatta kommen.
Mit Campingstühlen saßen wir ab 16:00 Uhr am Kanal. Wie damals beim Motorradrennen auf dem Sachsenring. Neben uns auch eine Familie aus Leipzig. Uns fehlte jetzt nur noch ein Mast mit der Sachsenfahne. (Wir wissen jetzt auch wo man solche Fahnen kaufen kann - und noch mehr nützliche Outdoor-Artikel - Hier: http://www.rucksackshop.com/de/prod/500113/Fahne-Freistaat-Sachsen)

Kurz vor 18:00 Uhr tauchte dann das Schiff auf. War schon toll. Aber deswegen 2 Stunden warten? Da sieht man, dass wir echte Landratten sind.

 Als wir wieder zum WOMO wollten sprach uns eine Frau an. Sie hat auch einen Stellplatz für WOMOS, gar nicht weit von hier. Mit Ver- und Entsorgung. Dieses Angebot nahmen wir gleich war und stehen jetzt hinter einem schönen Gehöft auf einer gepflegten Wiese.
Ganz nette Vermieter, 6 € incl. Strom.
In der Nacht haben wir geschlafen wie die Murmeltiere. Mit dem Aufstehen hatten wir es auch nicht so eilig. Abends haben wir noch eine Mondfinsternis beobachten können. Neben uns ein Pärchen aus Stuttgart - die wollten nach Schweden. Wir konnten ihnen eine ganze Menge Tipps geben. Daher war es gestern Abend auch etwas spät geworden.
So, nun zu heute. Wetter ganz toll. Das erste Mal in diesem Urlaub wird der Tisch aufgebaut und bei strahlender Sonne gefrühstückt. Das ist echtes Urlaubsfeeling.
 Bei dem Wetter wollten wir natürlich wieder Radfahren. Am Ufer gegenüber soll eine kleine Gaststätte sein, die Speisen mit frisch geräucherten Fisch anbieten. Wir fuhren nach Sehestedt, setzten mit der Fähre über und fuhren dort drüben Richtung Rendsburg. Wir wollten schon aufgeben doch nach der nächsten Biegung fanden wir die Gaststätte. Hier war ganz schöner Betrieb. Wir hätten am Forellenbuffet für 12,50 € teilnehmen können. Aber so viel Hunger hatten wir noch nicht. Uns reichte ein leckeres Aalbrötchen und ein Radler. Wir setzten uns zu einem Paar mit an den Tisch. Wir kamen ganz schnell ins Gespräch. Der Auslöser war die Fliegenklatsche, die zu jeden Tisch gehörte. Es wimmelte hier von Wespen. Mindestens 12 Stück erschlug mein Gegenüber, während ich mein Aalbrötchen verspeiste. Das Paar war aus Rendsburg und wir erfuhren viel über den Kanal, über die Schiffe und über die Holsteiner. Es war eine wirklich tolle Begegnung. Sie rieten uns auch bis zur Hochbrücke nach Rendsburg zu fahren und dann mit der Schwebefähre überzusetzen. Wir fuhren dann los und während eines Fotohalts unter der Autobahnbrücke haben sie uns eingeholt. Sie boten uns an gemeinsam bis zur Hochbrücke zu radeln. Und so setzte sich die nette Unterhaltung per Rad fort. Sie waren auch prima "Reiseführer". Ohne sie hätten wir dieses technische Wunderwerk nie gesehen.

 Nach dem Übersetzen setzten wir dann unser Fahrt allein fort. Wir hatten von ihnen eine genaue Beschreibung unserer Route bekommen, aber so viele Wegepunkte, so viele nach rechts und so viele nach links und so viele Schulen, McDonalds, Gerüste, Brücken: Das war zu Viel! Also verfuhren wir uns mehrmals. Nach vielen Durchfragen waren wir dann an der Obereider, bei McDonalds angelangt - nach einer Stunde Irrfahrt.
Und dann: Radweg gesperrt, Umleitung benutzen. Es waren vier Straßennahmen angegeben, die man fahren sollte. Nach der zweiten Kreuzung waren diese aus dem Gedächtnis gelöscht! Völlig orientierungslos fuhren wir einer Radwegausschilderung nach. Bis es uns aber zu spanisch vorkam. Wo waren wir bloß? Da kam die Rettung in einem älteren radelnden Ehepaar. Bereitwillig erklärten sie uns dass wir völlig auf der falschen Route sind. Aber das Gute: sie fahren auch in die Richtung, wollen zu einem Bauern Heidelbeeren pflücken. Ob wir erst noch einen Kaffee möchten, ihr Haus ist nur ein paar Meter zurück. Dankend lehnten wir aber ab. Wir wollten doch endlich zu unserem WOMO. So führten sie uns durch die verkehrsarmen Siedlungsstraßen, rechts, links, links, rechts. Wir sahen nicht mehr durch. Vorbei an den Zentralen von Mobilcom und Freenet. Und dann waren wir auf dem Treidlerweg an der Eider. Diesen Weg erwähnte schon unser erster Wegebeschreiber. Ohne unsere jetzigen Begleiter hätten wir das echt nie gefunden. Voller Dank verabschiedeten wir uns und dann war die Fahrt zu unserem Stellplatz nur noch ein Kinderspiel.
2 volle Stunden brauchten wir durch Rendsburg. Dabei hat Rendsburg nicht mal eine Straßenbahn. Aber was Rendsburg hat sind ganz nette, freundliche und hilfsbereite Menschen, eben Holsteiner. Die gerne ein paar Sachsen helfen.

 

Heute Morgen, wir haben den 18. August, geht es weiter Richtung Süden. Unterhalb von Hamburg liegt Lauenburg, eine schöne mittelalterliche Fischerstadt an der Elbe. Zwischen durch waren wir einkaufen, Regenschauer gab es auch und dann waren wir endlich in Lauenburg. Ich hatte drei Stellplätze im Internet gefunden.  Der erste war am Restaurant und Hotel Halbmond. Dort hätten wir ganz normal auf dem Parkplatz gestanden. Vielleicht nicht schlecht. Wir schauten uns den zweiten Stellplatz an: an einem Yachthafen aber gleich neben der stark befahrenen Bundesstraße. Das war für uns nichts. Und dann gibt es noch einen, aber da spielte unser Navi verrückt. Einbahnstraßen und enge Gassen,  das war zuviel. So fanden wir durch Zufall den Parkplatz Borkenplatz an der ehemaligen Zündholzfabrik, die jetzt eine Jugendherberge ist. Hier stehen wir sehr ruhig. Nach einem Stadtrundgang besuchten wir die Gaststätte Zum Alten Schifferhaus und haben hier fast bis zum Umfallen zu Abend gegessen. Ulla hatte Scampis mit Knoblauch und Tomatensoße und ich drei grüne Heringe mit Bratkartoffeln. Einwandfrei!


Genudelt kann man in diesem Fall nicht sagen, aber satt bis zum Umfallen. Das haben wir auch beim Einschlafen gemerkt. Man hatte da so voll gefuttert seine Schwierigkeiten.

Am nächsten Morgen war aber alles verdaut, Wieder mal trommelte Regen auf unser Dach. Nach 9:00 Uhr zog es sich aber auf, das Radio meldete auch nicht schlechtes und so holten wir unsere Fahrräder vom Träger.
Wir wollten von Lauenburg nach Geesthacht und am anderen Elbufer wieder zurück. Karten hatten wir keine. An einer Orientierungstafel haben wir uns orientiert, aber merken und orientieren sind zweierlei. Prompt verwechselten wir an der nächsten Wegeverzweigung den Radweg mit dem Wanderweg und fuhren fast unterhalb des Elbeniveaus über Stock und Stein. Wir fragten einen Ureinwohner und der antwortete uns, dass eigentlich hier nur verrückte Mountainbiker fahren. Das merkten wir auch bald, ab da schoben wir unser Rad. Nach 1,5 km erreichten wir aber dann den von uns verfehlten Radweg. Der Rundwanderradweg heißt "Hohes Elbufer". Und das nicht umsonst. Es ging erst mal stetig bergauf und dann an den hohen Elbuferhängen immer schön im Wald auf und ab, ab und auf. Und das fast 8 km lang. dann ging es endlich bergab und wir erreichten das Elbufer. Hier erwartete uns auf dem Elbradweg etwas völlig Neues: Wir fuhren durch Riesenschwärme tanzender Mücken. Mit Augen zu und durch, ja keine Luft holen waren wir durch den Schwarm und steckten gleich wieder in einem weiteren. So ging es ca. 4 km. So etwas hatten wir noch nicht erlebt.
Wir fuhren auch an Krümmel, am Atomkraftwerk vorbei. Früher stand auf diesem Gelände die Sprengstofffabrik, Alfred Nobel hat sie gegründet und hier auch seine Forschungen fortgesetzt und des Dynamit erfunden. Während des zweiten Weltkrieges arbeiteten  hier 20.000 Menschen.

In Geesthacht kamen wir an der riesigen Elbschleuse vorüber und fuhren dann über die Elbbrücke auf die andere Seite der Elbe. Hier führte der Radwanderweg hinter dem Deich, asphaltiert und mit leichtem Rückenwind zurück nach Lauenburg. Zwischendurch, in Artlenburg gab es für Ulla einen kräftigenden Pott Kaffee und für mich ein durstlöschendes Radler.  
Nach 48 km waren wir wieder an unserm WOMO.

 

Gegen Sechs gingen wir wieder in die Altstadt, in die Schank- und Speisewirtschaft Möller. Zum Abendbrot. Ulla Schollenfilet und ich Matjesfilets mit 3 verschiedenen Soßen. Das war der reinste Genuss: Matjes mit Meerrettich-Preiselbeersoße, mit süßer Senf-Dillsoße. Noch nie gegessen, aber ein totaler Gaumenschmaus. Die dritte Soße war die herkömmliche, die wir auch in Sachsen zu marinierten Hering kennen. Aber die beiden anderen - Hmm.

Am Morgen dann Abreise, Ziel Gardelegen. Zuvor fuhren wir erst nach Scharnebeck, zum Schiffshebewerk. Mächtig gewaltig würde Benny sagen. Die Bilder sprechen für sich.

Hitzacker an der Elbe soll auch ein schönes Städtchen mit vielen Fachwerkhäusern sein. Und dann ist Hitzacker bestimmt dem Namen nach in Verbindung mit Hochwasser in Erinnerung.
Nach dem Besuch von Hitzacker fuhren wir dann direkt nach Gardelegen. Der "Fischerhof Gahrns" erwartete uns. Wir waren hier einmal vor 2 Jahren. Unsere Cottbusser Freunde Ilse und Bernd hatten uns diese Gaststätte gezeigt. Hier kann man hervorragend zubereiteten Fisch essen und vor dem Fischerhof ist auch ein großer Parkplatz. Den nutzen wir zum Übernachten. Während ich diese Zeilen schreibe geht wieder ein kräftiger Regenguss nieder.
Von Gardelegen fahren wir am nächsten Morgen zum Wörlitzer Park. Am hinteren Teil des Großparkplatzes befindet sich auch ein Stellplatz für WOMOs. Allerdings ist es hier sehr teuer. Keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeit. Und dafür will der Automat 5 € am Tag und nochmals 5 € in der Nacht. Strom kostet extra. Die Anschlußmöglichkeit bekommt man aber nur zu Öffnungszeiten des Kiosks. Ein Spaziergang durch den Park entschädigt aber dafür. Und für diesen Spaziergang sollte man sich Zeit nehmen. 4 Stunden spazierten wir durch den Park.
Zum Schluss unseres Spazierganges war hier eingedeckt, leider aber nicht für uns.
Heute nun, am 22. August ist unser letzter Reisetag. Bevor wir aber endgültig die Heimreise antreten, schauen wir uns noch die Lutherstadt Wittenberg an.
Am Freitag, 22.August gegen 17:00 Uhr waren wir wieder zu Hause.

Kleine Statistik:
 
Reisedauer: Vom 1.8. bis 22.8.2008 22 Tage
Gefahrene Kilometer: 3.500
Getankt für rund 550 €
Kosten für Fähren und Brückenmaut: 210 €
Lebensmittel, Getränke, Eintritt in Schweden: 350 €
Lebensmittel, Restaurant u. a. in Deutschland: 350 €
Gesamtkosten: 1.460 €
2 Personen, 22 Tage Urlaub, gut gelebt, viel erlebt und viel gesehen und ab und zu auch mal gut gespeist für rund 1500 € zusammen, wir glauben: das rechnet sich.

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