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Mit Boot und Rad durch Nordholland   

Wohnen auf einem Schiff und gleichzeitig Fahrradfahren? Wir waren neugierig geworden.

Und so geht's: Man quartiert sich auf dem Schiff ein, bezieht eine recht spartanische Kabine und das Schiff legt ab. An einem sehenswerten Ort legt das Schiff an, mit Leihfahrrädern geht es von Bord und man radelt nun so seine rund 40 km, natürlich mit Pausen. Am Ziel ist dann das Schiff auch schon da, mehr oder weniger KO geht man wieder an Bord. Durch das folgende 3-Gänge-Menü kehren aber ganz schnell die Lebensgeister und auch die verlorenen Kalorien zurück. Abends gibt's noch einen Stadtbummel, auch mit einem Kneipenbesuch, und so ist man für den nächsten Tag wieder fit.
 

Wir haben eine Reiseroute durch Nordholland gebucht. Beginn der Reise war Chemnitz, denn die Anreise war inklusive. Bequem mit der Bahn fuhren wir nach Amsterdam, Umsteigebahnhöfe waren Leipzig, Minden und Amerfoort.
Chemnitz ab: 5:30 Uhr, Amsterdam an: 15:00 Uhr.
Am Pier, gar nicht weit vom Bahnhof, lag schon unser Schiff, die Gandalf, und nach einer schönen Begrüßung mit Kaffee und Kuchen schifften wir uns ein. Klingt blöd, aber das sagt man eben so. Nach und nach kamen auch die anderen Mitfahrer und Mitschiffer und schnell waren die 10 Kabinen belegt.

Unser Boot - die Gandalf

Am Nachmittag dröhnte Techno und Dance durch Amsterdam. Hier ging so etwas ähnlich der Love Parade ab, aber nicht mit Musiktrucks sondern mit Booten. Und die ließen es auf den Grachten ganz schön krachen.

   

Dann war es Zeit zum Abendbrot, es gab ein chinesisches Menü. Das hat ganz toll geschmeckt und wir haben auch die anderen Tage immer nur gestaunt, was die Köchin und ihr Gehilfe in der 3 m² großen Kombüse alles so zubereiteten.

Und dann war es Zeit für die offizielle Begrüßung. Das spielte sich alles in Sandalen und im Freizeitlook ab. Nun wurde auch unsere Route besprochen. Die vorgestellte Route sollte etwas anders verlaufen als die hier tatsächlich gefahrene. Die Realisierung hängt aber immer vom Wetter und der Hafenbelegung ab.
Gefahren sind wir dann diese Route:

1. Tag
Boot bis Zaanse Schans
Rad bis Alkmaar

2. Tag
Rad bis 'tZand
Boot nach Oudeschild

3. Tag
Rad Rund um Texel
Boot bis Medemblik

4. Tag
Rad nach Enkhuizen

5. Tag
Rad nach Hoorn

6. Tag
Boot nach Volendam
Rad nach Amsterdam

   
Nach dem Abendbrot bummelten wir mit unserem Reiseleiter durch das abendliche Amsterdam, natürlich auch durch das Rotlichtviertel.
Amsterdam am Abend

Ein modernes Pissoir - Ziemlich öffentlich

Im Rotlichtviertel

Ruhe über Amsterdam

 

1. Tag: Fahrt nach Alkmaar

 

Pünktlich 8:00 Uhr gab es Frühstück. 6! Sorten Brot, verschiedene Wurst, Käse, Marmelade und und... Auch manchmal ein warmes Würstchen, ein Frühstücksei oder Spiegelei, jeden Tag etwas anderes. Zum Frühstück gehörte auch das Packen eines Lunchpaketes für die Fahrt mit dem Rad. Jeder nach seinen Bedürfnissen, es war alles da.

Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Boot nach Zaanse Schans. Dort besuchten wir so ein ethnografisches Museum mit Käserei, Holzschuhfabrikation und vielen Souveniergeschäften. Großer Rummel, aber für uns Hollandneulinge ganz interessant.

Die Fahrt beginnt Windmühlen in Zaanse Schans

Windmühlen in Zaanse Schans

Holzschuhmanufaktur Ob die mir stehen?

Und dann hieß es: Auf die Räder ihr Menschen...
Die Leihfahrräder waren ganz bequem, individuell einstellbar mit 7-Gang-Nabenschaltung und einen weichen, bequemen Sattel. (So am Anfang. Aber wenn dort auf der kleinen Fläche 85 kg 5 Stunden lang drücken, dann wird's etwas rot). Wir hatten auf der Fahrt den Eindruck, dass Holland nur aus Radwegen besteht, nur manchmal unterbrochen durch Kreuzungen und Kreisverkehre. Schon kurz nach Fahrtantritt zeigten uns Wegweiser 13 km bis Alkmaar, dann wieder 25 km und nach 40 km Fahrt waren wir dann in Alkmaar und beim Schiff angekommen. Wir sind irgendeinen Zickzackkurs gefahren, aber die Land-schaft ist wunderschön und ideal zum Radfahren.

Zugbrücke
Am Kanal
Nach dem reichhaltigen Abendbrot unternahmen wir wieder einen Stadtbummel, sahen die Waage von Alkmaar (jeden Freitag wird hier der Käse gewogen), es ging wieder durch eine Gasse mit hübschen Mädchen in den Fenstern. Unser Bummel endete endlich vor einem Restaurant und das kühle Bier (nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut) zischte die Kehle hinab.
Gracht in Alkmaar Fahrradersatzteile
Abends in Alkmaar Abends in Alkmaar
Die Nacht schliefen wir ganz gut, in der Kabine war es aber sehr warm.
   
2. Tag: Fahrt entlang der Nordseeküste
Punkt 8:00 Uhr schellte eine kleine Glocke, unser Matrose, der "Pirat", hatte den Frühstückstisch gedeckt. Am Vorabend hatten wir schon die heutige Route besprochen. Gleich nach dem Frühstück ging es noch in Alkmaar von Bord und unsere Radroute führte uns erst durch ein schönes Waldgebiet bis an die Nordseeküste. Dort hielten wir eine ausgiebige Mittagsrast. Es gab hier einen sehr breiten Sandstrand und Ich war sogar so mutig in der Nordsee zu baden, ca. 17 °C Wassertemperatur. Es war aber herrlich erfrischend. Das tat auch den doch etwas geröteten Allerwertesten gut. Weiter ging es dann an den Kanal, wo uns das Schiff wieder empfing. Wir fuhren mit dem Schiff am Nachmittag dann zur Insel Texel und machten im Hafen von Oudeschild fest. Nach dem wieder reichhaltigen Abendmenü besprachen wir die morgige Route, eine Rundfahrt mit dem Rad auf der Insel. Ein Bummel durch den Hafen und dann noch ein kühles Bier beendeten diesen Tag.
Deich an der Küste Radweg durch die Dünen
Duch die Schleuse zum offenen Meer Überfahrt nach Texel
Hafen in Oudeschild Yachthafen in Oudeschild
   
3. Tag: Rundfahrt auf der Insel Texel
Von Oudeschild ging es nun auf dem befestigten Deich an der Ostküste der Insel Richtung Norden. In De Cocksdorp, einem hübschen Ort im Norden der Insel, kehrten wir ein: Kaffee und Apfelstrudel - einfach lecker. Nach 3 km Fahrt erreichten wir den nördlichsten Punkt der Insel mit einem breiten Sandstrand. Da es hier gefährliche Strömungen gibt ist das Baden aber leider nicht gestattet. Wir hatten aber genügend Zeit für ein ausgiebiges Sonnenbad. Die Sonne meinte es sehr gut mit uns.
Wir setzten unsere Fahrt nun auf der Nordseite der Insel fort. Der Radweg führte uns durch die Dünen und vorbei an angrenzenden Naturschutzgebieten. Es bot sich eine ganz andere Landschaft als auf der Ostseite.
Unser nächstes Ziel war das Eco Mare bei De Koog.
Nach diesem Besuch fuhren wir quer über die Insel, vorbei an der "Hauptstadt" Den Burg bis kurz vor Oudeschild. Hier kamen wir nicht weiter, der lange Arm der Brauerei Texel zog uns zu dieser. Dort zischte das Bier, sehr wohlschmeckend und süffig. Aber nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut. Aber geschmeckt hat das, mh..., nach mehr, nicht nach Meer.
Als bewusste Radler im Straßenverkehr zogen wir die Bremse und zogen zum Hafen. Das Bier war der richtige Appetitanreger für das Abendbrot.
Hans eröffnete uns, dass wir schon heute Abend wieder zum Festland fahren. Er musste das wegen aufziehender Winde und Liegeplatzprobleme. So sind wir nach dem Abendbrot losgetuckert, hatten eine sehr schöne Schiffsreise. Die meiste Zeit verbrachten wir an Deck. Fasziniert verfolgten wir den Sonnenuntergang. Auf den Sandbänken konnten wir sogar Robben beobachten. Gegen 22:00 Uhr machten wir in Medemblik fest. Die Landungsbrücke lag nicht im geschützten Hafen so dass uns die Wellen in den Schlaf schaukelten.

Watt auf Texel

Unsere Gruppe Unsere Gruppe
Leuchtturm auf Texel Sand, Sand, Sand...
Im Eco Mare Im Eco Mare
Abends Überfahrt zum Festland Abends Überfahrt zum Festland
 
4. Tag: Mit dem Rad von Medemblik nach Enkhuizen
Das leichte Schiffschaukeln hat uns nicht gestört, aber irgendeine Kiste oder Tür schlug laugend auf und zu, vielleicht war es auch der Klabautermann? Am Vormittag verließen wir das Schiff und fuhren erst zum Schloss in Medemblik. Dort war noch alles geschlossen, wir haben aber doch einen Eindruck bekommen. Wir setzten dann unsere Fahrt fort und bekamen nun etlichen Wind von der Seite und von vorn. Dieser war nicht kalt, minderte nur unsere Geschwindigkeit. Wir fuhren fast immer auf der Deichkrone und waren schon vor 13:00 Uhr in Enkhuizen. Unser Boot war noch nicht da. Zeit für ein Brötchen mit frischen Krabben  und frischen Hering. Nun kam das Boot, die Räder wurden an Bord geschafft und zu Fuß erkundeten wir dann Enkhuizen. Zuerst das Ethnografische Museum. Man hat den Eindruck dass hier die Zeit vor Hundert Jahren stehen geblieben ist. Es gibt hier eine kleine Stadt, ein kleines Fischerdorf und einzelne Gehöfte. Statisten spielen uns das Leben vor. Fast 3 Stunden verbrachten wir dort, so interessant war diese Zeitreise.
In Medemblik geht es von Bord Das Schloß in Medemblik
Im Museumsdorf in Enkhuizen Im Museumsdorf in Enkhuizen
Im Museumsdorf in Enkhuizen Im Museumsdorf in Enkhuizen
Im Museumsdorf in Enkhuizen Im Museumsdorf in Enkhuizen - Fischräucherei
Es war dann noch Zeit genug für einen Bummel durch die Innenstadt von Enkhuizen, Zeit auch für einen Kaffee und ein Bierchen und nach unserem Abendbrot bummelten wir durch den riesigen Yachthafen. Wir holten uns aber nicht so den richtigen Appetit auf eine Fahrt mit einer Yacht sondern beobachteten den Stress beim Finden eines Liegeplatzes in dem völlig überfüllten Hafen. Ich möchte einmal wissen, wie man mit seiner Yacht loskommt, wenn man selbst am Kai liegt und auf der anderen Seite bis 5 Boote noch längsseits liegen.

Yachthafen in Enkhuizen

   
5. Tag: Mit dem Rad nach Hoorn  
Die Fahrt heute war nicht weit, sie führte etwa 20 km immer den Deich entlang. Begonnen haben wir bei leichtem Nieselregen, der aber bald aufhörte. Der, der nicht aufhörte, war der Wind. Und der war recht heftig. So konnten wir ebenfalls nicht allzu heftig in die Pedale treten, waren aber am späten Mittag in Hoorn am Schiff angelangt. Nach einer kurzen Pause starteten die noch immer nicht matten Pedalritter zu einer Fahrt durch die Polder. Wir zogen aber einen Stadtbummel zu Fuß vor. Die Häuserfronten sind nicht durch das Fotografieren so schief, sie sind echt so! Und in einer Kirche von Horn befindet sich kein Gestühl und kein Altar - hier wird bei Vögele dem Shopping gefrönt.
Hafenamt in Hoorn Antikhandel
Häuser ohne Wasserwaage gebaut Immer wieder Fahrräder

Kirche in Hoorn

Kirchenportal
Blick in die Kirche
Am Abend gab es ein schönes Wiedersehen mit Carola (vor 30 Jahren nach Holland "ausgeheiratet") und ihrem Mann Hille, die uns zu sich in ihr Haus holten. Früh gegen 1 Uhr, nach vielem Erzählen,  waren wir dann wieder an Bord.
   
6. Tag: Mit dem Schiff bis Volendam und mit dem Rad nach Amsterdam
Mit dem Schiff fuhren wir von Hoorn nach Volendam. Mit etwas Wehmut luden wir früh die Räder wieder von Bord. Wir starteten zur letzten Tour. In Volendam begann erst das Leben, es war kurz nach 9:00 Uhr. Wir sahen nur Gaststätte, Kneipen und Geschäfte. Gar nicht weit von Volendam liegt Edam. Ja, von hier stammt er, der Edamer, der Käse. Für das richtige Stadtleben ist es aber immer noch zu früh, nur ein Zeitungsladen hat geöffnet.
Rathaus in Edam In Edam
Weiter auf dem Deich, wieder bei heftigen Wind von vorn. Eigentlich wollten wir über einen Damm auf eine kleine Insel mit einem verschlafenen Fischerdorf fahren. Bis dahin hätten wir aber 5 km heftigen Gegenwind gehabt - das musste nicht unbedingt sein. Durch das Waterland fuhren wir dann Richtung Amsterdam. Von einem Turm, den angesiedelte Schiffskapitäne früher sponserten hat man einen schönen Rundblick über das Waterland. Am Horizont konnte man schon die Skyline von Amsterdam sehen.
Zurück nach Amsterdam
Wir hatten uns schon überlegt, wie man mit 20 Radfahrern in Kolonne durch Amsterdam mitten ins Zentrum kommt. Das ging aber ganz einfach. Viele Kreuzungen wurden einfach unterquert, der Kreisverkehr hatte eine extra Radfahrerspur und es gab auch noch abgelegene, radlerfreundliche Nebenstraßen. Und schon standen wir vor der Fähre hinüber zum Centralbahnhof, dort, wo auch unser Boot seinen Liegeplatz hat. Die Überfahrt kostet übrigens nichts. Gegen 16:00 Uhr waren wir und unser Drahtesel wieder an Bord. Der wurde wieder abgegeben, vorher die Satteltaschen geleert und war nun wieder bereit für die morgen anreisenden neuen Pedalritter. Den Nachmittag nutzten wir noch für einen Bummel durch Amsterdam.
Nach dem Abendbrot unternahmen wir noch eine Rundfahrt auf den Grachten durch Amsterdam. Wenn man einmal nach Amsterdam kommt, dann ist so eine Rundfahrt ein Muss.

Am Abend mit dem Boot durch Amsterdam

Am Abend mit dem Boot durch Amsterdam

Am Abend mit dem Boot durch Amsterdam
   
7. Tag: Heimreise  
Nach dem Frühstück hieß es dann Abschiednehmen, die ersten Züge fuhren kurz nach 9:00 Uhr. Wir blieben noch eine Weile an Bord, unser Zug fuhr erst gegen 11:30 Uhr.
In Hannover mussten wir umsteigen, dieser IC fuhr dann bis Leipzig. Dann wieder in den RE nach Chemnitz, und mit Taxe nach Hause, 21:00 Uhr haben wir es geschafft:
Wieder Zu Hause. Und Alles in Ordnung, keine Katastrophen.
Es war ein schöner, erlebnisreicher Urlaub. Ist zu empfehlen.

Hier noch ein paar Bilder vom Schiff.

Die Gandolf in Hoorn

Der "Pirat"

Im Salon

Unsere Kabine -klein aber fein

Diese Beiden gehörten auch zur Mannschaft

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