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Kreuzfahrt mit Christoph (nicht Kolumbus -sondern Langer) 
um's Kap Hoorn
- Vom 29.Januar bis 14. Februar 2000 -

Auf der M/S "Norwegian Crown" "Norwegische Krone",
einem Schiff der Norwegian Cruise Line - NCL .

Es war Sonntag, der 31. Oktober 1999 (Reformationstag) , ich fuhr nach Zschopau, denn Jutta und Christoph Langer hatten mich wieder einmal zum Mittagessen und zur geselligen Unterhaltung eingeladen. Diese beiden Freunde sind sehr reiselustig und wir kamen bald zum Thema "Reisen".
Ich äußerte mein Interesse an einer Schiffsreise entlang der westeuropäischen Küste . . . , aber wer würde mein Interesse teilen? Allein möchte ich ein solches Unternehmen nicht starten. "Und was meinst Du zu einer Reise nach Südamerika, um's Kap Hoorn?" , fragte mich Christoph ganz unvermittelt.
"Würdest Du mitmachen?" Er hatte bereits ein Angebot von "SMARAGD-SEEREISEN" ( München) gesichtet und war davon begeistert; er wusste auch, dass Jutta für den großen, weiten Ozean nicht zu gewinnen war . . .(Angst vor Seekrankheit) " Wollen wir beide diese Reise unternehmen? "
Ich wollte mich vergewissern: "Und da hättest Du, Jutta, nichts dagegen? " "Wieso denn?" erwiderte sie, " Ich würde mich sogar sehr freuen! " Sie gönnt jedenfalls ihrem Christoph die Erfüllung seines Reisewunsches und zugleich mir dieses außergewöhnliche Reiseerlebnis in Gesellschaft des Freundes.
Da brauchte ich wirklich nur wenige Augenblicke, um diesem tollen Angebot zuzustimmen.
Ein bisschen länger habe ich lediglich in den folgenden Tagen darüber nachgedacht, ob ich mir selbst diese Reise gönnen möchte, oder ob es mir leid sei, vom Sparbuch so reichlich abzuschöpfen . . .
Der Erlebnishunger siegte schließlich über den Sparsamkeitsfimmel. Na, wie gut! Jetzt tragen einen die Beine ja noch, jetzt ist der Geist noch imstande, etwas Schönes zu genießen, etwas Neues aufzunehmen;
Dafür darf ich dankbar sein, - aber es ist keine Selbstverständlichkeit; es kann sich schnell ändern . . .

Das Kofferpacken kostet etwas mehr Überlegung als sonst, denn am 29. Januar sollte die Reise beginnen., da herrscht eigentlich richtiger Winter bei uns. Am 30. Januar werden wir in Buenos Aires landen, dort ist Hochsommer, es erwarten uns 28 - 32 ° C. Während der Reise Richtung Süden - besser gesagt Richtung Antarktis - müssen wir mit 8° C rechnen, dazu aber auch mit ordentlichem Wind, . . . sind wir erst um das Kap Hoorn herum, dann steigen die Temperaturen bis Valparaiso wieder auf 28 - 30 ° C an. Und am 14. Februar kommen wir wieder in die Heimat zurück.
So bekam mein Koffer Gewicht , 19 kg ! Ich packe ja immer zuviel ein. Mit Christophs Koffer von lediglich 13 kg - , beide kamen beim "Check- in" gemeinsam auf die Waage - , ergab das dann ein befriedigendes Durchschnittsgewicht.
Samstag, 29. Januar: Zum Hauptbahnhof fuhr mich Shenja, mein russischer Freund. Er erhielt auch den Wohnungsschlüssel und wird meinen Wellensittich "Pippifax" wie üblich in meiner Abwesenheit versorgen.
Christoph rollte mit Taxi aus Zschopau an, Jutta war mitgekommen. Meine Tochter Kathi erschien überraschenderweise mit den beiden. Wir verabschiedeten uns, versprachen wiederzukommen . . .

Der Zug setzte sich 9:11 Uhr in Bewegung, vorerst nach Leipzig. Wir trafen dort 10:32 Uhr ein und hatten gerade Zeit, den Anschlusszug nach Frankfurt zu erreichen, der 10:51 Uhr abfuhr. Ich ging in ein Abteil, legte meinen Beutel auf einen Sitz, bemerkte aber, dass die Plätze reserviert waren und verließ das Abteil schleunigst wieder samt Rucksack und Koffer. Wir fanden ein fast freies Abteil weiter vorn, - doch wo war mein weißer Beutel? Habe ich ihn etwa auf dem Bahnsteig verloren? Ich lief draußen entlang, . . weil der Zug aber nun abgepfiffen wurde, stieg ich wieder hinten ein, schaute noch mal in das vorige Abteil, sah den weißen Beutel auf dem Sitz, griff danach . . . "Halt, das ist meiner!" so wurde ich in meiner Handlung gebremst. "Ihren habe ich da hinauf gelegt!" Na prima, er war wenigstens wieder da . . .
Es war nur ein Pullover und mein Nackenhörnchen ( so ein gebogenes Kissen) drin, aber immerhin, die Reise hatte ja auch erst begonnen!
Wir kamen gut voran mit der Bahn. Sie ist nicht so schlecht, wie sie mitunter hingestellt wird. Wo ist denn schon alles technisch vollkommen und absolut sicher? Die Fahrt verlief angenehm. Man konnte sich bequem hinräkeln und die Landschaft an sich vorbeiziehen lassen. "Guck mal, dort ist die Wartburg!" Wir hatten viel Zeit zum Unterhalten. Immerhin sind auch wir in unserem Alter noch ziemlich aufgekratzt, wenn einem so tolle Erlebnisse bevorstehen.
Schließlich erreichten wir pünktlich um 14:38 Uhr Frankfurt. Nachdem wir unsere Koffer einige - na, ziemlich viele - Stufen hinaufgetragen hatten, bemerkten wir, dass sich auf diesem Bahnsteig gar nichts tat. Also zogen wir sie nun hinter uns her zum Querbahnsteig vorn, dann ließen wir uns, ich glaube zweimal, die Rolltreppe hinuntergleiten. Von dort fährt die S-Bahn in Richtung Flughafenbahnhof.
Für diese Strecke brauchte sie 10 Minuten. Doch wir waren nicht in Eile, denn bis zum Abflug nach Madrid lagen noch gute vier Stunden in Reserve. Auf dem Flughafen-Bahnhof musste man wieder Rolltreppen hinauf, denn oben auf der Sky-Line pendelt etwa alle zwei Minuten ein schmucker, ferngesteuerter Waggon zum Airport. Er glitt fast lautlos dahin und gewährte durch seine Panorama-Fenster einen schönen Blick auf den Flughafen.
Wer nicht oft auf Flughäfen zu tun hat, wird leicht benommen von den Ausmaßen der Hallen auf verschiedenen Ebenen mit all den Abfertigungs-Schaltern, den Anzeigetafeln, die immer wieder neue Daten vermitteln und all dem geschäftigen Hin und Her der Menschen. Wieder waren Rolltreppen zu bewältigen, aber zusätzlich weite Strecken zurückzulegen. Da nahmen wir uns einen der großen bereitstehenden Gepäck-Transport-Wagen. Es sieht kreuzgefährlich aus, wenn man mit dem auf die Roll-treppe auffährt und er sich samt der beachtlichen Ladung schrägstellt. Man meint, sich dagegen stemmen zu müssen, aber es ist nur ein Sicherungshebel hochzudrücken und am Ende der Treppe wieder freizugeben. Das lernt man schnell.
Nun hatten wir aber Zeit, uns einchecken zu lassen. Erst ein neuer Schreck und Adrenalin-Stoß für mich: Wo ist mein Reise-Pass?" Suchen, suchen, suchen - , dann ein befreites Aufatmen, er war nur in einem anderen Fach des Rucksacks. Mit dem "Check-in" wurden wir die Koffer los, die wir erst in Buenos Aires wiedersehen sollten. Als wir in Madrid die Maschine wechselten, wurden auch die Koffer umgeladen, na klar. Mit grünem Rucksack und weißem Beutel konnte ich leicht schreiten, Christoph führte nur seine Ledertasche mit sich. So ließen wir uns im Cafe "ALFREDO" nieder, auf Christophs Kosten genossen wir jeder eine Tasse Kaffee, den teuersten seit - ja seit wann? - 5.50 DM pro Tasse, er - koffeinfrei; später hieß es immer "descafeinado" (span.) oder "decaffeinated" (engl.).
Ich erinnerte mich an den Flughafen Berlin-Tegel, da lief man rundum, - hier in Frankfurt ging es geradeaus; und wir erst mal in die entgegengesetzte Richtung. Also jetzt zurück, so verging die Wartezeit "wie im Fluge" - ohne dass wir schon geflogen wären.
Doch nun war es soweit, wir fanden unseren Platz im Flugzeug, schnallten uns an, statt 19:25 Uhr wurde es jedoch 19:40 Uhr, noch ein bisschen Rumpeln im Karton, dann Ruhe, wir hoben ab. Ein Blick noch hinunter auf Frankfurt und dann Madrid entgegen. Das Abendessen im Flugzeug kam uns sehr gelegen, wir ließen es uns schmecken. Lange dauerte es dann nicht mehr, in Madrid landeten wir um 21:55 Uhr.
In der riesigen Halle des Madrider Flughafens verweilten wir etwa 3 Stunden. Einen guten Platz fanden wir vor den Schaufenstern eines Kunstgewerbe-Geschäftes, welches bis Mitternacht geöffnet war. Ich bekam Durst, da tauschte ich an der Wechselstube 2 $ in Peseten um und holte mir aus dem Automaten eine Dose Sprite. Christoph mochte nichts Kaltes, ich erbettelte normales Trinkwasser für ihn an einem Ausschank. (Die wollten keine $ annehmen!) Eine halbe Stunde vor Mitternacht kam ein Mann zum Verkäufer des Kunstgewerbegeschäfts und übergab ihm eine Bauchtasche, die nebenan auf einem Sitz liegengeblieben war. Christoph war mal weggegangen, ich erzählte ihm das, dann musste ich auch mal weggehen. In diesen letzten Minuten, bevor der Verkäufer den Eingang abschloss, kam tatsächlich der Besitzer der Bauchtasche und durfte sie wieder entgegennehmen. Diesen Vorgang konnte Christoph beobachten. Wer weiß, was dieser Tourist sonst wohl für Probleme bekommen hätte!

Sonntag, 30.Januar: Um 0.30 Uhr begann das Einsteigen in die riesige Maschine, 347 Passagiere nahmen ihre Plätze ein. Je drei Plätze seitlich und vier in der Mitte. Christoph saß links am Fenster, dann ich und neben mir ein total erkältetes, verschnupftes Frauenzimmer mit langem schwarzen, aber ungepflegtem, Haar. Und die hatte das gemeinsame Gepäckfach mit ihren Klamotten voll belegt, so dass ich meinen Rucksack zwischen die Füße stellen musste. Dabei standen uns 12 Flugstunden bevor . . .
Vorerst ging mir aber mehr das Technische durch den Kopf. So ein riesiges Flugzeug der Gesellschaft "IBERIA" mit 347 Passagieren und der Besatzung, mit der Masse an Gepäck und dem Vorrat an Treibstoff für einen 12-stündigen Flug an Bord, musste sich in den nächsten Minuten in die Luft heben und auch oben bleiben, vorwiegend über dem Ozean. Während dieser Gedankenführung brachte sich die Maschine in die Start-Position, das dauerte von 1:10 Uhr bis 1:25 Uhr, dann düste sie los; auf dem großen Monitor konnte man die Daten ablesen. Bei 350 km/h hob sie ab - und um 2:00 Uhr, also nach 35 min. hatte sie eine Höhe von 9400 m erreicht und flog mit 964 km/h dahin. Zu dieser Zeit war es in Buenos Aires, unserem kommenden Zielort, erst 22:00 Uhr. Wir richteten die Uhren schon darauf ein!
Gegen 3.00 Uhr rüttelte und schüttelte es uns in zunehmendem Maße; wir hatten den Nachtimbiss bereits serviert bekommen, doch ihn zu essen war ziemlich kompliziert, weil man mit dem Messer bzw. mit der Gabel immer daneben stach; die kleine Weinflasche fiel um, ich fing sie gerade noch auf. Turbulenzen machten dem Flugzeug deutlich zu schaffen. Nach anderthalb Stunden wurde es wieder ruhig, wie schön!
Gegen 5:30 Uhr bemerkten wir den Sonnenaufgang, wir befanden uns an Brasiliens Küste und flogen weiter über Brasilien nach Süden in einer Höhe von 10700 m mit 900 km/h. So näherten wir uns
Argentinien, entdeckten die Hauptstadt von oben und landeten - wohlbehalten - um 9:20 Uhr.
Wahnsinn! Da standen wir nun auf südamerikanischem Boden im Hochsommer, am 30.Januar 2000 !

Die Passkontrollen nahmen allerhand Zeit in Anspruch, die Warteschlangen waren lang. Unser Gepäck kam auf dem Fließband in großen Schleifen angerollt. Bus- und Taxi-Unternehmer hielten ihre Namens-schilder hoch, so auch die Vertreter unserer NCL-Gesellschaft. Vor dem Flughafen-Komplex standen zwei klimatisierte Reisebusse bereit. Ein paar Minuten lang spürten wir die Wärme der argentinischen Sonne am Vormittag; 11:20 Uhr saßen wir im Bus und fuhren am Rande der großen Stadt dem Hafen zu.
Der Reiseleiter teilte uns Wissenswertes mit : Argentinien hat 35 Mill. Einwohner, mehr als ein Drittel davon lebt im Großraum Buenos Aires. In der Stadt selbst wohnen 3 Millionen. Rund 85 Prozent der Einwohner sind europäischer Abstammung. Zwischen 1850 und 1940 wanderten 6,6 Mill. Europäer ein, vor allem Spanier und Italiener, aber auch viele Franzosen, Briten, Deutsche, Russen und Polen.
Das Land ermuntert weiterhin zur Einwanderung.
Argentinien nahm wirtschaftlich einmal den 3.Platz in der Welt ein, es ist reich, doch Schutzzölle und Verwaltung haben vieles lahmgelegt, heute steht es an nur 40. Stelle in der Welt. Von großer Bedeutung ist die Aufzucht von Rindern, deren Schlachtung, Verarbeitung und Kühlung. Die Einnahmen durch Fleisch, Häute und Felle betragen etwa 11 Prozent der gesamten Exporteinnahmen. Auch nach Deutsch land wird argentinisches Steak exportiert. Argentinische Pferde genießen als Renn- und Polopferde einen hohen internationalen Stellenwert. Im südlichen Argentinien (Patagonien) werden 40 Prozent aller argentinischen Schafe gezüchtet. Riesige Mengen an Wolle werden exportiert.
Während solcher Informationen fuhren wir am Luna-Park (Vergnügungspark) und am Konzerthaus vorüber. Leider war für eine Stadtrundfahrt keine Zeit im Programm vorgesehen. Andere"Kreuzfahrer" hatten über ein anderes Reisebüros bzw. privat in einem Vorprogramm einen Aufenthalt in Buenos Aires geplant. Die Stadt ist schachbrettartig angelegt, wir waren zwar noch nicht ganz matt, aber zum richtigen Match konnte es nicht kommen. Wir betraten nun das Feld "Hafen", und da leuchtete es wunderschön in Weiß und Blau, unser Schiff, die "Norwegian Crown". Durch eine Halle mussten wir noch hindurch, an den Tischen wurden wir avisiert, registriert und erhielten unsere Kabinen-Nummer.
Christoph wurde stutzig - "Diese Nummer 8024 kann keine Innenkabine sein !!!" Etwas Geduld war noch vonnöten, 12:30 Uhr waren noch nicht alle Kabinen hergerichtet. Wir nahmen zur Erfrischung
ein Tonic zu uns, dann begaben wir uns auf das Deck 8, schon mal prima, - und siehe da - wir sind durch das "Fortuna -System" zu einer Außenkabine mit großem Fenster gekommen. Bestellt hatten wir aus Sparsamkeitsgründen eine Innenkabine, legten uns aber nicht auf ein bestimmtes Deck fest, sondern überließen das dem Reisebüro und seiner Auslosung. Wir hatten einfach Glück. Diese Kabinen auf Deck 8 werden durch darüberhängende Rettungsboote im Ausblick etwas beeinträchtigt, deshalb kom men sie mit in die Verlosung. Aber über unserem Fenster war sogar eine Lücke zwischen den Booten!
Unsere Freude war mächtig und - wie sie sich im weiteren Verlauf der Kreuzfahrt immer wieder bestätigte- auch voll berechtigt.

Einrichten konnten wir uns jetzt nicht, die Koffer wurden uns noch lange vorenthalten. Wir wussten aber, dass sie zum Schiff transportiert worden sind. Also blieben wir ruhig . . .
Duschen war schon möglich, weil Handtücher und Duschgel zum Komfort in der Kabine gehören.
Dann erkundeten wir das Schiff. Da bekamen wir mit, dass wir zum Begrüßungs-Dinner kommen können. Dort wählten wir aus einem großen Angebot erlesener Speisen manches Gute aus. Ich habe sogar ein Bier bestellt für 4 $, = 8.-DM ! Das hat sich nie wiederholt.
Nachdem wir satt und zufrieden waren, pilgerten wir auf dem 7.Deck entlang, da konnte man rund um das Schiff gehen. Christoph war sehr an den aktuellen Temperaturen interessiert. Er besitzt ein großes Thermometer, etwa 25 cm lang; auf der weiß emaillierten Fläche ist die Skala deutlich zu sehen. Dieses Gerät stand vor 22 Jahren in seinem Doppelfenster im Studenten-Wohntrakt der Lomonossow-Univer sität Moskau. Es zeigte dort meist Temperaturen um 26 ° C Grad Kälte an. Ich kann es bezeugen, denn ich bewohnte die gleiche Einheit. Nun ging er mit diesem Messgerät als Amateur-Meteorologe über das Deck und las am Abend + 28 ° C ab!
Unterdessen brachten die Gepäck-Träger unsere Koffer an, wir gaben ihnen je 1.- $ , sie freuten sich.
Wir begannen, unsere Klamotten in den Schränken und Kästen ordentlich zu verstauen. Das braucht seine Zeit. Dann eilte ich wieder aufs Deck und sah, dass ein Schlepper unser Heck vom Kai wegzieht, denn unser Schiff wollte nunmehr Buenos Aires verlassen. Nach kurzer Fahrt ankerte es bereits wieder im Rio de la Plata und lag die ganze Nacht, um aus einem Tanker Treibstoff aufzunehmen. Eigentlich sollte im Hafen getankt werden und während der Nacht Montevideo angesteuert werden. Doch das Tanken auf See scheint um vieles billiger zu sein, weil zollfrei, so entschied sich der Kapitän, erst am nächsten Morgen den Anker zu hieven. Na gut, das ist seine Sache, aber deshalb fiel später ein Landgang aus.
Übrigens setzt sich der Rio de la Plata aus den Flüssen Paraná und Uruguay zusammen, er ist ein
300 km langer Mündungstrichter, der an der Mündung ins Meer 230 km breit wird. Montevideo hat
den besten Naturhafen. Künstliche Häfen sind die in La Plata und Buenos Aires.

Montag, 31. Januar: Ich habe während dieser ersten Nacht an Bord wunderbar geschlafen, dieses sanfte Wiegen wirkte sich bestens aus. Unsicher fragte ich Christoph nach dem Erwachen, ob er durch mein Schnarchen nicht gestört worden sei. " Du hast überhaupt nicht geschnarcht !" freute er sich mit mir. Da ich ihn gewarnt hatte, besorgte er sich zu Hause schon Ohropax, um sein Schicksal zu mildern. Er hat es tatsächlich nie benutzen müssen. Da war ich aber froh! -
Unser Schiff setzte sich nun in Bewegung . . . Wir bemerken, dass sich vorwiegend Passagiere aus Amerika und Frankreich an Bord befanden. Auch Spanier fielen uns auf, dann 2 Paare aus Neu-Kaledonien, (bei Neuseeland ) und 2 Japaner. Von den 1000 Passagieren an Bord waren vielleicht 100 aus Deutschland. Alle Durchsagen von der Brücke oder der Reception kamen zuerst in englischer Sprache, danach in Spanisch und Französisch, schließlich in gekürzter Fassung auch in Deutsch. Manchmal ärgerte uns das, weil wir gern vollständig informiert gewesen wären. Da haben wir nun so fleißig Russisch studiert, - - - und was hat es uns hier genützt?! Nicht einmal die Russen-Mafia war an Bord!
Beim Frühstück saßen wir oft mit den Amerikanern oder Franzosen am Tisch, weil es da keine fest-
gelegte Zeit und keinen festgelegten Tisch gab. Es kam da schon auch zum Gespräch, manchmal haben Männer in Deutschland gedient und erinnerten sich gern, bzw. Frauen lebten früher in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz und wanderten mit Amerikanern aus. Das war schon interessant. Gut, wenn man nicht viel spricht, kann man umso mehr essen! Bei diesem überaus reichen und leckeren Angebot an kalten und warmen Vorspeisen, an warmen und kalten Suppen, an Frucht-Mix- und Salat-Tellern, an Hauptgerichten und schließlich an Desserts - Kuchen und Eis wurde man doch reinweg zum üppigen Essen verführt. Meine Figur war schon bald verdorben, der Bauch wölbte sich und musste durch den Pullover kaschiert werden. Da nahm ich mir x-mal vor, morgen nicht soviel zu essen, aber die Meeresluft regte wohl den Appetit von neuem an und ließ den guten Vorsatz vergessen. Abends saßen wir stets am gleichen runden Tisch mit weiteren 8 Deutschen zusammen. Ein Herr, der jetzt in Chicago lebt, sprach unentwegt während des Essens; wo immer jemand gewesen war, er war schon vorher dort; was jemand auch erlebt hatte, er hatte es hautnaher und tiefgründiger erlebt. Er ließ soviel durchblicken, dass er Journalist und Fotograf gewesen sei. Er versuchte immer, neben einem anderen von uns zu sitzen, damit auch jeder durch seine Stories in Erstaunen versetzt würde. Was soll's, jeder hat seine Eigenheiten, jeder ist ein Typ für sich, da brauchen wir uns selbst nicht auszunehmen, oder?
Nachmittags, so um 15:20 Uhr, saßen wir an der Reling auf der Schattenseite, bei einer Temperatur von 26 ° C wirkte der Fahrtwind angenehm.. Der breite Rio de la Plata erscheint schon wie das Meer.
Wir genießen den Blick aufs Wasser und das leichte Wellengekräusel. Monoton - beruhigend hörte sich das Geräusch der Motoren und das Anschlagen der Wellen an die Schiffswand an. Der Tag neigte sich, gegen 20:00 Uhr legten wir in Montevideo an. "Ich sehe einen Hügel", bedeutet das spanisch. Ich habe ihn heute abend auch gesehen. Der "Cerro" (Hügel) ist das Wahrzeichen der Stadt. Für den kommen-den Tag stand eine Exkursion durch Montevideo auf unserem Programm.

Dienstag, 1.Februar: Ein Blick aus dem Fenster, sonnig begann der Tag. Schon fuhren die Reisebusse am Pier vor. 8:15 Uhr setzte sich unser Bus in Bewegung. Nach wenigen Minuten waren wir in der Altstadt. Die Reiseleiterin wies auf historische Gebäude hin, die jedoch alle dringend der Sanierung bedürfen. Die Strassen wirkten nicht sauber, es lag mancher Müll da. Doch der kleine Park vor der Kathedrale schien gepflegt. Wir bogen in eine größere Straße ein, fuhren am Solis-Theater vorüber und befanden uns dann auf dem weiträumigen "Constitution Square"- Platz der Verfassung. Nach einem Foto-Stop erreichten wir den "Independenz Square" - Platz der Befreiung, in seiner Mitte das Monu ment des Nationalhelden José Gervasio A r t i g a s und das Mausoleum. Es gelang ihm im Jahre 1815 Montevideo der Kontrolle von Buenos Aires zu entziehen und die Unabhängigkeit Uruguays zu sichern. Doch im Jahre 1817 wurde er von den Portugiesen besiegt und ging 1820 ins Exil nach Paraguay.
Auf der " Straße des 18. Juli" (Haupt-Geschäftsstraße) fielen uns historische Fassaden auf, die sehr sanierungsbedürftig waren.. (Wir kennen und verstehen das.) Es wurde administrativ angeordnet, dass vor jedem Haus 2-3 Bäume gepflanzt werden müssen und Ruhebänke aufzustellen seien. Wir bemerk ten, dass man sich daran hält. Nun weitete sich der Blick, wir sahen das uruguayische Parlaments-Gebäude vor uns, an den Ecken stehen große Skulpturen, die den Menschen der produktiven und der wissenschaftlichen Arbeit gewidmet sind. Wir besichtigten den Palast nun auch innen.
Wände, Stufen, Säulen - alles aus verschiedenen einheimischen Marmor- und Granitarten gefertigt, dazu farbig gestaltete Glasfenster; sehr beeindruckend.
Wir fuhren weiter und wurden von der Reiseleiterin informiert: Marmor und Granit aus Uruguay sind wichtige Exportartikel. Schafe (30 Mill.) und Rinder (10 Mill.) werden zu Fleisch, Leder, Fellen, Wolle verarbeitet und exportiert. Die Schafwolle wird vorwiegend nach China und Amerika als Strangwolle geliefert.
In Uruguay leben 14000 Deutsche in Kolonien, z.B. die Mennoniten.
Mit Beginn der Entdeckungen und Eroberungen des Kontinentes wurden die Ureinwohner ("Indianer") auf grausame Weise ausgerottet. Am Rande eines Parks, nahe der Straße, erinnert ein Bronze-Denkmal "Die letzten Indianer , es stellt eine Indianerfamilie dar, mahnend an solches geschehene Unrecht.
Nicht weit davon schauten wir uns ein weiteres Denkmal aus Bronze "Die letzte Postkutsche", gezogen von Pferden, an.
Wir gelangten zum Rande der Stadt, fuhren an einem langgestreckten "Flohmarkt" vorbei. Da werden Sachen angeboten, die wir wirklich als Müll bezeichnen. In dieser Gegend leben viele Menschen in Slums. Sie waren z.T. ehemals Selbständige auf dem Lande, konnten dort nicht mehr existieren, wanderten in die Stadt ein und sammeln nun in Säcken den Müll im Stadtgebiet. Man sieht mit Säcken beladene Eselskarren durch die Straßen fahren. Ein karges Einkommen für ein elendes Leben.
Ein Bauarbeiter hat einen Stundenlohn von 15 - 20 Pesos. Zum Überleben bräuchte man -ohne die
Miete ! - 1000 $.
Wir erreichten "Cerro", den "Berg" , und erfuhren, dass er früher eine bevorzugte Wohngegend war. Hier sahen wir auch hübsche Einfamilienhäuser, die Fenster jedoch mit Gitterwerk gesichert.
Die Kriminalität ist mehr und mehr angestiegen und versetzt die Menschen in Angst und Unruhe.
Von der Festung auf dem Berg bot sich ein schöner Anblick zur Stadt hinunter, zum Hafen am Rio de la Plata. Dort wurde im Jahr 1939 die "Graf Spee" versenkt, durch den Einsatz von Kapitän Langsdorf (?) ( -Ich muss mich noch befragen! - wurden 1260 Leute gerettet. -Davon leben noch 5 Personen hier!)
Wir fuhren wieder hinab in die Stadt und kamen vorbei am Armee-Platz, auf dem Platz innerhalb der Kaserne bereiteten sich Soldaten in Gardeuniform wohl auf eine große Parade vor. Weiter ging die Fahrt am Fahnenplatz vorbei, dann am italienischen Krankenhaus vorüber, welches in einer vornehmen Wohn gegend liegt.
Einen Halt machten wir am großen Monument "Der letzte Planwagen" , zu dessem Guss 11 Tonnen Bronze verwendet wurden. Das Denkmal ist schön sichtbar auf einem Hügel am Rande eines Parks.
Im Vorbeifahren erkannten wir das "Estadio Centenario" - 1930 wurde hier die 1. Fußball-Weltmeister schaft ausgetragen. Hat da Uruguay gewonnen? Vielleicht das einzige Mal? Ich habe nicht gut zugehört!
Man wies uns auf die Universitäts-Klinik hin, die zum Glück nach einigem Hick-Hack nicht privatisiert wird. Hier wirken die besten Ärzte. - Was das Thema Studium betrifft: Studieren ist kostenlos in Uruguay.- An einem Denkmal für die italienischen Einwanderer fuhren wir vorbei , entlang an einem Park zur Naherholung ,und gelangten in die vornehme Wohngegend Carrasco, wo sich vor allem Diplomaten niedergelassen haben. Wunderschöne Anwesen und mit herrlichen Gartengrundstücken erfreuten das Auge, das andere auch! Wir bekamen eine halbe Stunde Zeit für einen Strandgang, - vor der Sonne sollten wir uns schützen, infolge der Nähe des Ozonlochs wäre sie hier besonders schädlich. Aber die Leute beachten es auch hier nicht. Momentan sind die Tagestemperaturen hier 30°C, nachts 20°C. Beständig weht ein leichter Wind vom Meere her. Im Mai sinkt die Temperatur zu 0°C und es treten Stürme auf, dann wird es ungemütlich, feucht. Auf dem Lande, wo das Meer seinen Einfluss verliert, kann es zu -10°C kommen. Mir hat es hier nicht besonders gefallen, ein wenig kahl vielleicht.
Ein Riesenhotel aus alter Zeit fiel besonders auf, die kleinen Pensionen weiter hinten fand ich anziehend.
Auf der Straße am Strand entlang fuhren wir vorüber am Winston Churchill-Denkmal, am Monument des Holocaust, an der Amerikanischen Botschaft, am Goethe-Platz, an der Deutschen Botschaft - und schließlich an der ältesten Werft von Montevideo. "Das Haus in Montevideo" von Götz sahen wir nicht.
Nach 4 Stunden Stadt-Impressionen erreichten wir endlich unser Schiff wieder - und freuten uns auf die entspannende weitere Seefahrt.
15:30 Uhr hieß es " Leinen los ! " Wir verabschiedeten uns von Montevideo, gleiteten hinaus auf das offene Meer. An der Farbe des Wassers merkte man bald, dass wir im Meere waren, denn der Rio de la Plato beinhaltet eine Menge Abwässer und zeigt sich grau-braun, - das Meer aber mal in Blau, mal in Grün, mal wie Silber und mal wie Gold, das ist wirklich schön!
16:00 Uhr gingen wir in den tollen Speisesaal mit dem Namen "Seven Continents" "7 Kontinente"
zur teatime ! Ich hatte noch die Shorts vom Vormittag an, da fand ich keinen Einlass; also schnell eine Etage höher in die Kabine und fix umgezogen, kein Problem. Ich fühlte mich noch mächtig angefüllt vom Mittagessen, wollte eigentlich nichts außer dem guten "Earl Gray" zu mir nehmen, - - - aber die kleinen Kuchen waren doch so appetitlich und lecker!
Doch dann bummelten wir über die Decks und blickten hinaus auf Meer und Wellen; die Heckspur machte sich durch weißen Schaum deutlich; wie eine breite Straße bis zum Horizont. Die Sonne strahlte.
18:30 Uhr zeigte die Uhr, ich duschte, Christoph wartete noch. Unterdessen bemerkte er, dass das Schiff zu Schaukeln anfing, - - - bald spürte ich es auch. "Na mal sehen, wie das noch zunimmt !" dachte ich, noch sind wir nicht weit nach Süden gekommen. P u e r t o M a d r y n heißt das nächste Ziel an der argentinischen Küste, vor der Halbinsel V a l d e s. Aber um es zu erreichen, brauchen wir diese Nacht, den ganzen morgigen Tag und die weitere Nacht! Wir haben viel Zeit . . .
Heute abend möchte der Kapitän alle seine Gäste begrüßen - mit Handschlag - 1000 Leute! Dazu müssen wir uns fein herausputzen. Jetzt stellt Christoph fest, dass man aufpassen muss, um durch das Schaukeln des Schiffes beim Duschen nicht ins Rutschen zu kommen.
Christoph zieht einen Anzug mit Weste an und trägt eine rote Fliege, also ich weiß nicht, ob ich da mitkomme. Zur grauen Hose ziehe ich ein Anthrazit-Fleece-Jackett an, auf dem hellblauen Hemd glitzert meine dunkelblaue Klöppel-Krawatte. Na, wir probieren es aus. Die Gäste stehen vor der "Stardust-Lounge" (Diesen Namen trägt der Veranstaltungs-Saal.) paarweise an, fast alle lassen sich vom Schiffs-Profi-Fotografen fotografieren, wir umgehen ihn.( Nun haben wir gar kein Dokument, wie wir aussahen; ich selbst habe auch vergessen, uns zu fotografieren.) Der norwegische Kapitän schenkte jedem einen "handshake" und fragte in Englisch, wie es einem ginge. Lange konnte er auf die Antwort nicht warten, er guckte schon zum nächsten Gast. Man muss sich vorstellen, dass er diese Zeremonie heute schon zum zweitenmal macht. Wir gehörten nämlich zur zweiten Sitzung, deren Abendessen erst um 20.30 Uhr beginnt. Doch er blieb locker und freundlich, genauso wie die Moderatoren und Dolmetscher neben ihm.
Wir setzten uns ins Halbrund der "Stardunst-Lounge", die Bedienung schenkte Sekt ein, nach Belieben durften wir trinken, es wurde nachgeschenkt. Der Kapitän, - sagt man,- kommt dafür auf!

Nun postierten sich die wesentlichen Personen der Crew vor uns auf der Bühne und stellten sich vor - in englischer Sprache, so kriegten wir wieder nur 10 Prozent mit; durch den Sekt glücklicherweise wei-tere 0,8 Promille. Also - das ist der Kapitän, Aage Hoddevik, er wirkte gelöst, als hätte er seinen Sekt gründlich probiert; daneben der Chef-Ingenieur, Geir Saether, symphatisch; dort der Koch, Rudi Breit, recht jung ,-ein Süddeutscher; der Hoteldirektor Kjell Jorkjen; daneben der Schiffsarzt , ziemlich ernst, er verzog keine Miene.
Sie waren sich einig darin, uns eine schöne Reise mit unvergesslichen Eindrücken zu wünschen.
Danach suchten wir das Speiserestaurant auf und wählten von der Speisekarte, die uns auch in Deutsch vorgelegt wurde, die verlockendsten Angebote, die meist französisch bezeichnet werden.
Anschließend sahen und hörten wir uns noch die Musical - Show in der Stardust-Lounge an, die bis 23:15 Uhr dauerte. Es war von Nachteil, dass wir bei den Mahlzeiten zum 2. Durchgang gehörten.
Alle Veranstaltungen wurden natürlich zweimal durchgeführt, für uns immer ab 22:30 Uhr. Bis dahin war aber der Tag ganz schön lang, es trat die völlig normale Müdigkeit ein, dazu kam der soeben gut gefüllte Magen, der einen auch nicht gerade munter macht. Ja, dass alle Moderationen zwischen den Darbietungen in englischer Sprache erfolgten, bremste unseren Drang, überhaupt hinzugehen. Abgesehen davon, dass die Veranstaltungen nicht von außergewöhnlicher Qualität waren.(Ich erinnere mich an unsere Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeer auf der M/S "Rhapsodie", dort fand ich die Pro gramme und die Interpretationen hochwertiger.) Wir waren also selten Gäste in diesen Veranstaltungen, es hat uns aber deshalb nichts gefehlt. Viel lieber haben wir uns in der Piano-Bar aufgehalten und dem flüssigen Spiel des Entertainers zugehört, der es verstand, dem dort versammelten Publikum Musik-wünsche zu entlocken, die er dann prompt spielen konnte und die Leute sogar zum Mitsingen animierte. Da muss man den Amerikanern ein großes Kompliment machen, sie sind über alle Maßen begeisterungsfähig und äußern das lauthals, wenn ihnen etwas gut gefällt, - und sie lassen sich nicht lange bitten, sie machen mit, wenn sie angeregt werden. Der Deutsche hält sich ziemlich zurück, traut sich nicht, - - - doch da gehe ich vielleicht zu sehr von mir aus. Es gibt auch Deutsche, die gleich ins Extrem verfallen und unangenehm auffällig werden. Für letzteres habe ich jetzt kein Beispiel parat.
Aber was mich betrifft: Heute Nachmittag,, während das Schiff seinen Kurs Richtung Puerto Madryn zog, fand ein Tango -Kurs in der Stardust-Lounge statt. Die Interessierten auf dem Parkett ahmten forsch die Schritte nach, die der Tanzlehrer zeigte, dann schaltete er die Musik dazu ein. Ich stand am Rande und probierte etwas zaghaft und verhalten allein für mich, das sah eine Amerikanerin und mach te mir die Andeutung, es mit ihr zu probieren. Das fand ich gut. Weiter als die ersten zwei Takte bin ich nicht gekommen; übrigens ist Tango auch nicht gerade einfach. Ich werde ihn nie erlernen. Aber weil das Schiff sich in argentinischem Bereich bewegte, sollten seine Passagiere auch etwas vom typisch argentinischen Rhythmus mitbekommen.

Mittwoch, 2.Februar: Eben berichtete ich vom Nachmittag des heutigen Tages. Ich gehe gedanklich zum Morgen zurück. Beim Frühstück saßen wir mit dem Ehepaar Lorena und Marion S h i n n beim Frühstück am Tisch. (Marion ist ein amerikanischer Männername.) Wir unterhielten uns ganz angeregt. Da Lorena aus Spanien stammt, wurden auch ein paar Worte oder Sätze in dieser Sprache probiert . . .
Dem Christoph gefällt das viele Gerede beim Essen gar nicht sehr; er will sich dem Essen widmen. Außerdem mag er es absolut nicht, wenn Gespräche so kreuz und quer am Tisch laufen, da kriegt er nicht alles mit. Ich eigentlich auch nicht, nur - - - mich stört es halt nicht so. Ich weiß auch, dass einem das Essen besser bekommt, wenn man es in Ruhe zu sich nimmt, bloß - - - ich vergesse das immer wieder.
Lorena wies mich darauf hin, dass mittags ein Spanisch-Kurs läuft; die erste Lektion ist schon gewesen.
Heute habe ich mich in die zweite Lektion mit eingemischt, später noch mal in die dritte. Dann ließ ich es wieder sein. Es geht ja nur darum, ein paar Redewendungen zu erlernen, um sich vorstellen zu können; zu sagen, woher man kommt; nach einem Weg zu einer bestimmten Einrichtung zu fragen; in der Gaststätte etwas zu bestellen; um etwas zu bitten oder sich zu bedanken. Ich finde, das sollte man vor einer Reise ins Ausland schon zu Hause lernen, da hilft einem auch der Computer dabei, der die Sätze sogar vorspricht. Hier auf dem Schiff war es jedenfalls eine von vielen interessanten Aktivitäten. Weitere waren z.B. Yoga, Rückenschule, Tänzerische Gymnastik, Meilenlauf ums 7.Deck und anderes.
Jeden Tag saßen viele Passagiere beim Bingo-Spiel in der Stardust-Lounge. Das reizte mich überhaupt nicht. Aber beim amerikanischen Square-Dance habe ich ganz gerne mitgemacht. Das war lustig.
Nach dem Frühstück wollten wir aber auch sportlich aktiv werden und sind deshalb eine halbe Stunde lang ums 7. Deck herumgewalkt.
Dabei hat Christoph eine Umrundung in 5 Minuten 10 Sekunden geschafft, während ich dazu 3 Minuten 3o Sekunden gebraucht habe. (Ich bin 6 Jahre jünger! Erst mal sehen, wie ich - und ob ich in 6 Jahren überhaupt noch laufe.) Danach legten wir eine kleine Liegepause in der Kabine ein, aus dem Lautsprecher klang schöne klassische Musik, das war wohltuend.

Das Mittagessen nahmen wir diesmal auf dem Sonnendeck ein, es befand sich achtern. Dort lagen die Sonnenhungrigen auf den Liegestühlen und ließen schädliche Strahlen auf ihre Körper prallen.
Dort konnte man aber auch im Pool schwimmen oder im Whirlpool sitzen. Von dort aus durfte man in sportlicher Kleidung in die Selbstbedienungs-Gaststätte hereinkommen. Es gab auch da ein vielfältiges Angebot an Suppen, Speisen und Desserts sowie Automaten für Kaffee - mit und ohne Koffein, heißes Wasser und Teebeutel, Vollmilch und entrahmte Milch, Kakao, Fruchtsäfte.
Ich saß lieber im Restaurant "Seven Continents" , ließ mir die Speisekarte reichen , die zur Tischdecke passende Stoffserviette vom Kellner entfalten - das macht er nämlich wirklich - und beinahe! auf den Schoß legen. Zu Hause muss ich eh alles wieder selbst machen, darum ließ ich mich auf der Kreuzfahrt verwöhnen!
In der Kabine lief es ähnlich gut. Wenn wir beim Frühstück waren, machte der Steward das Bett, legte die Tagesdecke und die Paradekissen auf. Als wir zu Abend aßen, räumte er die Tagesdecke weg, schlug die Bettdecke zurück, tauschte die Paradekissen mit Kopfkissen aus, legte ein Stück eingewickelte Schokolade als Gute-Nacht-Gruß darauf.
Na gut, heute leistete ich Christoph im Selbstbedienungs-Restaurant Gesellschaft. Er hat ein Argument für diese Vorliebe. Man kann die Menge der Portion selbst bestimmen; man muss sich nichts hinein zwingen bzw. nichts zurückgehen lassen. Aber sehr oft hat er nicht dort zu Mittag gegessen. Nach dem Essen machte Christoph Mittagsruhe, während ich - wie vorhin erwähnt - am Spanischkurs teilnahm.
Danach wollten wir mal das Schiff von unten bis oben erkunden.
Ganz unten auf Deck 1 gibt es nichts für uns zu sehen.. Deck 2 ist das "Indoor Pool Deck" , dort befindet sich ein Fitness Center, eine Sauna mit Massage, Whirl-Pool und Swimming Pool, Juice-Bar, ein Beauty-Salon. Das Deck 3 nennt sich "Playa Deck", dort sahen wir die Tür des Schiffsarztes, an der auch die Preise für seine Leistungen ausgehängt waren. Eine Visite zur normalen Sprechstunde in seiner Praxis kostet 50.- $ (100.-DM) Eine Ohrreinigung 15.- $ .
Deck 4 -"Coral Deck" und Deck 5 Laguna-Deck" sind nur Passagierdecks.
Auf Deck 6 "Marina Deck" befinden sich - wie wir unterdessen wussten- die Reception, die Tische der Reisebüros, wo man Exkursionen buchen kann, der Tisch des Fotografen, die Foto-Ausstellung.
Dann folgt ein Durchgang zum "THE SEVEN CONTINENTS" - Dinning Room (Speise-Restaurant).
Auf Deck 7 "Odyssey Deck" finden wir Geschäfte für Schmuck, für Parfüm, für Souvenirs, für Kleidung, für Spirituosen und Süßwaren. Daran schließt sich die Piano-Bar an. Hernach gelangt man ins Spiel-Casino"Monte Carlo". Viele einarmige Banditen (Spielautomaten) finden hier ihre Opfer. Ein Roulette-Tisch wird von einer hübschen Dame betreut.. Tagsüber ist sie chic, abends elegant gekleidet, so erwartet sie es auch von ihren Gästen. Uns hat sie - wenn überhaupt - nur für einige Sekunden dort stehen gesehen. Wir gehen weiter nach hinten und geraten in den Yacht-Club, der sich zum Sonnendeck hin - am Heck - öffnet. Ganz vorn - am Bug - ist die Stardust-Lounge.
Deck 8 "Lido Deck" ist uns am bekanntesten, hier haben wir unsere Kabine. Zum Heck hin befindet sich dort noch ein Theater-Raum, eine Sport-Bar und Ping-Pong-Tische.
Auf dem Deck 9 "Riviera Deck" sind vorwiegend Kabinen und zum Deck hin auch ein kleines Theater.
Am Bug ist die Kommandobrücke, die wir an einem der nächsten Tage noch besuchen werden.
Deck 10 ist das "Penthouse Deck", hier gibt es vornehme, teure Suiten mit Terrasse. Auf dem Heck werden ein Grill und ein Bar betrieben - für alle. Im Bereich des Bugs hat man eine große Aussichts-fläche. Dort ist aber meist sehr windig.
Im Bugbereich des Decks 11 "Horizon Deck" kann man im Panorama-Restaurant zugleich den Ausblick auf Meer oder Land genießen, dabei die Band spielen hören, tanzen oder etwas trinken.
"Top of the Crown" - oben auf der Krone - nennt sich das Restaurant. Wir haben alles gesehen!

Es tut mir jetzt noch leid, dass ich den Saunabereich nie aufgesucht habe. Aber das nächste Mal!

Es ist noch immer Nachmittag. Den Tee und das Gebäck wollten wir wieder auf dem Sonnendeck genießen. An unserem Tisch nahm ein kanadisches Ehepaar aus Toronto Platz. Wir kamen bald ins Gespräch. Die sehr schlanke Frau hat uns sofort an der Sprache erkannt und fragte uns in deutscher Sprache, aus welcher Stadt wir kämen. Man meint immer, Dresden und Leipzig seien den Ausländern besser bekannt. Aber als sie "Chemnitz" hörte, war sie ganz überrascht. Ob ich einen Herrn Olschok kennen würde? Im Schauspielhaus! Ich glaube, den Namen schon gelesen zu haben. Jedenfalls dürfte ich ihn von Astrid Janson, einer Bühnen-und Kostümbildnerin grüßen.
Als wir zurückgingen und an der Stardust-Lounge vorbeikamen, hörten wir Musik und schauten ein Weilchen beim Cha-Cha-Cha Kurs zu. Erst dann suchten wir die Kabine auf, setzten uns in die zum Fenster gedrehten Sessel, legten die Beine aufs Bett und schauten in dieser halbliegenden Stellung auf das wunderschöne blaue, bewegte Wasser und den wolkenlosen Himmel. Die sinkende Sonne erzeugte einen breiten Silberstreif auf den höher werdenden Wellen.

Donnerstag, 3.Februar: Ein neuer, sonniger Tag begann. Noch weit am Horizont tauchte ein Landstrich auf, der später etwas aufriss und eine Bucht freigab, da hatten wir dann rechts und links Land in Sichtweite - und weit hinten zeichnete sich unser nächster Zielhafen ab, Puerto Madryn.. Schon begleitete uns ein kleines, flottes, rotes Lotsenboot, das dicht neben unserem mächtigen Schiffsleib vorwärtsdrängte. Es kannte die Gegebenheiten des Hafenbeckens und brachte uns an die Anlegestelle. Die Busse standen bereits wieder bereit, aber wir hatten keine Eile, denn unsere Exkursion begann um 11:15 Uhr.

Zuerst fielen uns die Abraumhalden einer Aluminiumfabrik auf. Durch sie hat sich in wenigen Jahren die Bevölkerungszahl von 6 000 auf 60 000 vergrößert. Viele fanden hier Arbeit; dass sie jedoch schon mit 45 Jahren rentenberechtigt sind, spricht für sich!
Wir befanden uns auf der Halbinsel Valdés. Die Asphaltstraße verwandelte sich bald in eine Schotter- straße, von der die Reifen beachtliche Staubwolken aufwirbelten. Die Landschaft - öde und trocken, es gediehen vorwiegend stachlige Sträucher, an denen sich Schafe die Zähne kaputtmachen könnten, wenn sie nichts Besseres fänden. Hin und wieder fahren wir an Schaf-Farmen vorüber. Es werden Merino-Schafe gezüchtet, aber durch die anhaltende Trockenheit gibt es große Verluste. Windräder dienen dazu, Grundwasser nach oben zu pumpen.
Wir machten an einem kleinen Naturkunde-Museum Halt und hatten eine halbe Stunde Zeit, einen Einblick in die einheimische Fauna zu bekommen. Hier stand ein Walskelett von 1984 im Mittelpunkt.
In dieser Gegend sind der Graufuchs und der Rotfuchs zu Hause, sie werden gegen Belohnung von den Bauern gejagt. Der Nandu, eine Straußenart, kleiner als der afrikanische, kommt hier vor. Das Weib- chen legt 40-50 Eier; die das Männchen ausbrütet. Die nicht befruchteten Eier werden die erste Nahrung für die geschlüpften Küken. Wir entdeckten Maras, auch Pampashasen genannt; Sie wirkten wie kurz-ohrige Hasen mit sehr langen Beinen. Sie gehören zur Art der Meerschweinchen. Sie erreichen aber Kopf-Rumpflängen von 45 - 75 cm.
Wir unternahmen jedoch nicht wegen dieser Tiere diese Exkursion, sondern unser Bus hielt schließlich am äußersten Rand der Halbinsel an einer Steilküste, von der man hinunter an den Meeresstrand blick te . . . Und dort lagen sie faul um Sand und aalten sie sich in der Sonne, die See-Elefanten.
Auf schmalen Pfaden konnten wir noch ein wenig nach unten gehen, um ihnen nur etwas näher zu sein.
Mit meinem Fotoapparat, der leider über keinen Zoom verfügt, konnte ich von diesen gewaltigen Wesen keine attraktiven Fotos machen; auf meinen Bildern wirken sie wie dicke Würmer. Sie können 25 Jahre alt werden; die Bullen bekommen ein Gewicht von 6 to. Die Kühe gebären je Jahr 1 Junges. Sie haben eine Tragezeit von 11,5 Monaten; das Junge wiegt bei der Geburt ca. 50 kg; durch die gute, fette Milch wiegt es nach 30 Tagen bereits 100 kg und muss nun selbständig werden.
Gleich neben ihnen füllten - ich habe ihre Zahl mal so überschlagen - etwa 500 Seelöwen den Strand.
Sie werden im Januar mit einem Gewicht von 12 kg geboren; ein Jahr lang leben sie neben der Mutter, bis das nächste Junge geboren wird.
Die Seelöwen liegen in verschiedenen Gruppen und machen etwas mehr Betrieb, sie stoßen und schieben sich hin und her, andere schwimmen im Wasser.
Wale kann man ab Mitte Mai bis Dezember hier antreffen; da kamen wir bedauerlicherweise zu spät.
Das wäre gewiss etwas ganz Besonderes gewesen. Es wird ja im Katalog auch angepriesen. Aber die Tiere haben ihre eigenen Naturgesetze und werden sich den Wünschen der Touristen nicht anpassen.

Bei der Geburt - mit der Flosse zuerst - sind Wale 5,5 m lang und wiegen 2 to. Sie trinken täglich 200 l Muttermilch und wachsen pro Tag 3,5 cm. Erwachsene Wale können ein Gewicht von 30 to erreichen.

Eigentlich sollten wir mit einer Mahlzeit unterwegs versorgt werden, so war es vom Reisebüro verspro chen worden, doch das realisierte sich hier nicht. Es gab aber eine kleine Imbissstube, in der ich mir ein Stück Kuchen und eine kühle Cola leistete. Ich hatte ja direkt mal Hunger, welch ein neues Gefühl!
Auf dem Schiff war der Magen doch ständig überladen; daran trug der Koch die Schuld.
Unterwegs zeigte uns die Reiseleiterin noch einen hübschen Flecken mit Badestrand, ein Naherholungs-Zentrum, - dann fuhren wir wieder dem Hafen entgegen. Aus der Ferne leuchtete schon das Schiff her über, das wollte ich gleich mal durchs Busfenster fotografieren. Ich nahm, wie oft, wenn ich durch den Sucher schaue, die Brille ab. Wir näherten uns dem Pier, nahmen unsere Sachen zusammen, - aber wo hatte ich denn meine Brille? Nicht im Rucksack, nicht am Körper, nicht auf dem Sitz. Die Hektik wurde größer, wieder mal ein Adrenalinstoß, - ob ich sie etwa vorhin am Badestrand an einem Kiosk
liegen gelassen habe? Nicht auszudenken das Ganze! Christoph suchte auch mit . . . Er entdeckte sie zwischen Sitz und Fensterwand, dort war sie hineingerutscht, nachdem ich sie beim Fotografieren abgelegt hatte. Wie war ich froh!!! ( Sie kostete mich immerhin 1.024.00 - in Worten eintausend-vierundzwanzig - DM ! ) Mir passierte schon mehrfach unterwegs irgendetwas etwas Schlimmes - in materieller Hinsicht. In der Türkei war meine Geldbörse mit Personalausweis weg für 24 Stunden!
Ich hatte sie im Bus statt in die Reisetasche neben die Reisetasche fallen lassen. So fand sie der türkische Busfahrer beim Reinigen des Busses - und brachte sie anderntags zurück, toll!
Während der England-Reise fiel mir die Brille beim Bücken aus der Brusttasche und wurde von einem
der hinter mir gehenden Touristen zertreten. Das kostete zusätzliche 400.-DM, das war weniger toll!

Nun waren wir wieder auf unserem Schiff. Also zu Hause! Wir hatten viel Zeit, denn um die Strecke bis zu den Falkland-Inseln zurückzulegen, brauchte das Schiff die kommende Nacht, den nächsten Tag und eine weitere Nacht . . .

Freitag, 4. Februar : Auch dieser Tag stand ganz im Zeichen der Seefahrt. Wasser umgibt uns, nur unser Schiff im Mittelpunkt des nassen Panoramas. Lediglich die schäumende Heckspur zeigte, dass wir uns vorwärtsbewegten. Da konnte der "Autopilot" auf der Brücke die Steuerarbeit locker übernehmen. Na gut, wir nahmen gleich mal an einer Brückenführung teil und erfuhren durch den Chef-Offizier Kaare Peddersen folgendes:
Diese norwegische Kreuzschifffahrts-Linie (NCL) existiert seit 1966. Unser Schiff, die "M/S Norwegian Crown", wurde im Jahre 1988 in Deutschland, und zwar in der Meyer-Werft, Papenburg, gebaut. ( Unterdessen besteht diese Flotte aus 9 Schiffen. ( S/S"Norway", M/S"Sea" , M/S"Crown", M/S "Dynasty", M/S"Star", (Australien-Route), sowie M/S"Dream" und M/S"Wind". Die M/S"Sky"ist das neue Flaggschiff. Es fährt eine neue Strecke nach Alaska über Seattle, Washington. Ende August 1999 war Atlantik-Überfahrt: Dover - New York.
Unser Schiff hat etwas mehr als 34.000 Bruttoregistertonnen bei einer Kapazität von 1 050 Passagieren und 470 Crew-Mitgliedern. Die Länge beträgt 187,75 m, die Breite 32,30 m, die Höhe 50 m , der Tiefgang 7,25 m. Es fährt mit einer Reisegeschwindigkeit von 21 mph = 39 km/h, die maximale Geschwindigkeit kann 24,15 mph, das sind 45 km/h, erreichen. (m = Meile).
Wir legten während der gesamten Kreuzfahrt-Route 4066 NM = nautische Meilen (Seemeilen)
zurück, das sind 7 530 km. ( 1 Seemeile = 1,852 km )
Interessant ist sicherlich, dass bei normaler Reisegeschwindigkeit 4000 Liter Sprit pro Stunde verbraucht werden. Allein beim Liegen im Hafen werden 1000 l / h benötigt.
Das Schiff verfügt über 4 MAN -Dieselmotoren, 2 große und 2 kleine. Wenn ein großer Motor ausfällt, übernehmen die kleinen dessen Aufgabe.
Angetrieben werden 2 Propeller (Schiffsschrauben) von je 6,50 m Durchmesser mit variablen Blättern. ( Ihre Leistung entspricht 18.106 KW )

Dass wir hohe Wellen gar nicht so toll spürten, verdankten wir den beiden Stabilisierungs-Finnen, jede 17 Foot (1 engl Foot = 30,479 cm) also 5,18 m lang. Sie wurden bei starkem Seegang seitlich ausgelegt und reduzierten die Seitenbewegungen um 30 %. Na, das war doch gut, was?
Über eine GPS-Satelliten-Anzeige besteht Verbindung zu 24 Satelliten, die durch einen Lichtpunkt auf der Schiffskarte die momentane Position des Schiffes anzeigen.
Ein Berührungs-Radar zeigt auf dem Bildschirm Wolken, Land, Wellen, Boote und anderes.
Es kann bis zu 20 Objekte anpeilen und verarbeiten; es gibt Informationen über Kurs ,Richtung, Geschwindigkeit und ob es zu einer Kollision kommen könnte.
Das Echolot misst den Abstand zwischen Kiel und Grund. Ein Wellenbrecher in Torpedoform, direkt unter der Wasseroberfläche am Bug lässt ca. 2 Knoten mehr Geschwindigkeit zu.
Im Logbook, dem Logbuch, werden sämtliche Angaben über Ankunft, Abfahrt, Geschwindigkeit, Not fälle medizinischer oder technischer Art festgehalten.
Mit derartigen interessanten Daten versehen, verließen wir die Brücke wieder und genossen voller Vertrauen in Technik und Crew die Weiterreise.

Samstag, 5. Februar: Ich schob den Vorhang etwas beiseite, es war schon hell. Ich öffnete ihn ganz. Wir glitten an einem Landstreifen vorbei. Die Falkland-Inseln also schon in Sichtweite. Ich eilte erst einmal aufs Vorderdeck, um eine Aufnahme von der entfernten Hafenstadt zu machen. Zwischen blauem Meer und blauem Himmel lagen leichte weiß-rosa Wolken, schön. Mir schien, das Schiff zog nur sehr langsam dahin. Na klar, da rasselte bereits die Ankerkette, wir mussten doch auf dem Meere festmachen! Für solche großen Schiffe ist der Hafen hier nicht ausgebaut.. Es war gegen 8:00 Uhr.
Wir lagen in der Bucht vor Stanley. Die verschiedenfarbigen Dächer der kleinen Häuser am Hügel leuchteten in der Morgensonne zu uns herüber. Ein erfreulicher Anblick.
Hört man das Wort "Falkland-Inseln" denkt man sogleich, da war doch so ein Krieg,. . . die Nachrich ten gingen im Jahre 1982 durch die Welt. Wie war das gleich? -
Zuvor vielleicht etwas aus der Geschichte: John Davis, ein engl. Seefahrer und Entdecker, war wahrscheinlich der erste Europäer, der die Falkland-Inseln erreichte, im Jahre 1592. Acht Jahre später landete der Holländer Sebald van Weert hier, er nannte sie Sebaldinseln. 1690 durchsegelte der Engländer John Strong die Meerenge zwischen Ost - und Westfalkland. Er nannte sie "Falkland-Meerenge" nach dem britischen Politiker Lucius Cary, dem 2.Viscount Falkland. Dieser Name ging dann auf die Inseln über. 1764 siedelten hier französische Kolonisten aus Saint-Malo auf Ost-Falkland. Daher stammt der Name "Malvinas" für die Inseln. Ein Jahr später errichteten Briten eine Siedlung auf West-Falkland.
1770 kaufte Spanien den Franzosen das Land ab. 1774 verließen die Briten die Inseln.1816 stürzte Argentinien die spanischen Herrscher und verlangte 1820 die Herrschaft über dieses Gebiet. Großbritannien übernahm jedoch 1833 die Kontrolle über die Inseln. Argentinien erhob aber weiterhin Anspruch. Und nun wieder zur Frage nach dem Krieg. Im April 1982 marschierten argentinische Streitkräfte auf den Inseln ein und besetzten sie 10 Wochen lang. Von einer britischen Spezialeinheit wurden sie geschlagen und ergaben sich am 14. Juni 1982. Argentiniens Anspruch auf die Falkland-Inseln ist ungebrochen. 1990 wurden wenigstens die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen.
Verwaltet werden die Inseln nach der Verfassung von 1985 von einem britischen Gouverneur und einem Gesetzgebungsrat von 10 Mitgliedern.( Diese historischen Daten habe ich der "Encarta 98" entnommen, es braucht keiner über meine Kenntnisse zu staunen.)
Die Tenderboote wurden endlich von unserem Schiff herabgelassen. Jeweils 50 Passagiere fanden darin Platz und erreichten innerhalb von 15 Minuten die Anlegestelle. Wenn man bedenkt, dass es hier im Jahr 250 Regentage gibt und die Sommertemperaturen im Durchschnitt 8,3°C betragen, wir aber heute hier bei herrlichem Sonnenschein und 16°C die Ross Road - die Hauptstraße am Strand - entlanggingen, muss man doch einfach von außergewöhnlichem Glück sprechen. Vom Meere her wehte zwar eine steife Brise, deshalb stellte man den Kragen des Anoraks schon mal hoch, an windgeschützten Stellen wurde es einem aber so warm, dass man den Reißverschluß ein ganzes Stück öffnete.
Als wir an dem kleinen Platz bei der Kirche vorübergingen, staunten wir über die Blütenpracht auf den Rabatten; da waren vor allem Lupinen und Mittagsblumen in kräftigen Farben; auch Sträucher standen in schönster Blüte. Klar, es war Sommer, wir hätten ihn nur so schön in diesen Breiten nicht erwartet! Dann fiel unser Blick auf das pavillonartige Gebilde aus vier Wal-Rippen neben der Kirche. Das sah man schon von der Anlegestelle aus sehr deutlich. Ein Stückchen weiter stießen wir auf das Einkaufs-Center und ein Souvenir-Geschäft. Hier interessierten uns einzig und allein Postcards und Stamps, also Ansichtskarten und Briefmarken. Wir wollten doch wenigstens einigen Leuten einen Gruß senden.
So einfach war das aber nicht, da man jedes Mal in einem anderen Land weilte. Da brauchte man die landesüblichen Briefmarken und auch einen Briefkasten. Also in Buenos Aires schrieb ich meinem Bruder Klaus eine Geburtstagskarte, aber am nächsten Tag kamen wir in Montevideo an, da musste ich schon eine uruguayische Briefmarke aufkleben und rechtzeitig in den Schiffsbriefkasten werfen. In Puerto Madryn musste die Briefmarke eine argentinische sein, aber bei den Seelöwen stand eh kein Briefkasten. Heute in Port Stanley brauchten wir englische Marken, die bekamen wir auch; aber die Karten mussten wir hier schreiben und einwerfen, denn beim nächsten Landgang wären wir ja schon in Chile . . . Also, Leute, macht mal so eine Kreuzfahrt, dann versteht Ihr diese Probleme besser.
Wer aber einen Gruß von uns erhalten hat, der soll sich der besonderen Ehre bewusst werden!
Vorerst gingen wir noch ein bisschen durch die Straßen spazieren, den Hang nach oben. Dort war im Freien ein Wal-Schädel aufgestellt, daneben ein Harpune, - und eine Schrifttafel wies kritisch darauf hin, welch große Anzahl von Walen seit den 60er schon Jahren gekillt worden sind. In diesem Haus hier befand sich also eine Tierschutz-Station. Von hier oben hatten wir einen schönen Blick zur Hafenbucht. In den Gärten der kleinen Häuser sahen wir immer wieder schöne Blumen. Die Häuser selbst sind meist mit Blech gedeckt, aber schön farbig, Hier leben etwa 1400 Einwohner, zur Hälfte sicher Briten. Fußgängern begegnet man kaum im Wohngebiet, aber immer wieder den Jeeps. - Wir mussten ständig überlegen, wo wir denn die Karten schreiben werden, im Freien war es doch etwas zu windig.
"Emma's Guest House" kam ins Blickfeld und uns gerade recht. Wir waren im Moment die einzigen Gäste und blieben in der schattigen Mitte des Gastraumes. Daneben in der Veranda war es windstill, aber die Sonne schien dort so schön hinein, dass es uns sogar zu warm geworden wäre. Der Herr des
Familienbetriebs hätte vielleicht mehr von uns erwartet; Christoph bestellte einen Kräutertee und ich eine Cola. Wir brauchten ja vor allem eine gewisse Tischfläche, um schreiben zu können. Christoph hatte seine 5 Karten rucki-zucki fertig geschrieben, während ich die erste noch nicht halbvoll hatte. So ein Wunder war es auch wieder nicht, weil er ja nur Anrede und Gruß zu Papier brachte. Ich versuchte, ein paar Sätze zu formulieren, war jedoch nicht so richtig konzentriert. Die Zeit lief jetzt etwas davon. Damit die Karte an Horst auch noch abgeschickt werden konnte, schrieben wir als Text nur :"Who is who? ", das soll soviel heißen wie: "Na rat mal, wer Dir da geschrieben hat?"
Für seinen Tee zahlte Christoph 1 Dollar; ich für meine Cola 3 ! Wieder mal schlechter weggekommen. Wo sich das Post Office befand, war uns schon klar. Zum Glück arbeitete noch eine Angestellte am Schalter, sie nahm unsere Karten freundlich entgegen und versprach, sie bis nächsten Freitag zuzustellen. Es wurde wohl der übernächste Freitag daraus, was macht's.
Jetzt kam uns der Gedanke, den Versuch zu wagen, von hier aus in die Heimat zu telefonieren.
Wir fragten die Dame am Schalter. Mit einer Telefonkarte für 9.- $ kann man ein Gespräch mit einer Dauer von 3 Minuten führen. Wir kauften eine Karte und dachten, jeder könnte in 90 Sekunden das Wesentliche sagen. Draußen vor dem Postamt befand sich das Häuschen, - die Karte in den Schlitz geschoben, die ganze lange Latte von Vorwahl-Nummern gedrückt; auf dem Display erschien eine Aufforderung in Englisch, die wir nicht recht verstanden; irgendeinen Knopf gedrückt, der ein fort-währendes Knacken auslöste, dann Ruhe - und die Karte kam auch nicht mehr zurück. Da hätten wir besser im Spiel-Casino auf dem Schiff unser Glück herausfordern sollen!
Der sympathischen Dame am Schalter erzählten wir unseren Misserfolg. Sie rief die Telefon-Company an, die natürlich am Samstagnachmittag nicht mehr arbeitete. Christoph durfte seine Adresse und die Konto-Nummer auf einen Bogen Papier schreiben, den sie dann dorthin weiterleiten wollte.
Das wird sicherlich gar nichts bringen, soviel ist uns gleich klar gewesen. - - - Nun wurde es Zeit zur Anlegestelle zu gehen, aufs Tenderboot aufzuspringen, um auf dem Schiff zu sein, wenn es sich von den Falkland-Inseln entfernt und Kurs Richtung Kap Hoorn nimmt. Ahoi!
Es dauerte nicht lange, der Anker wurde gelichtet, das Schiff wendete ganz sacht, Port Stanley versteckte sich nun achtern, - wurde kleiner und winziger, nur noch ein Streif, - schließlich war es hinter dem Horizont verschwunden . . .
Wieder umgab uns wogendes Wasser, verziert mit lockeren weißen Schaumkronen, vergoldet vom Schein der untergehenden Sonne. Das Schiff fuhr durch die Nacht, neuen Ufern entgegen.
Sonntag, 6.Februar: Wir ließen uns das Frühstück schmecken und sahen dabei hin und wieder hinaus auf die weite Wasserfläche . . . Da tauchte doch tatsächlich wieder Land auf, es war die "Isla de los Estados", die "Staateninsel", sie liegt dem Cabo de San Diego auf dem argentinischen Festland ( in Feuerland) gegenüber und bildet mit ihm die " Estrecha de la Maire", wir fuhren nicht durch diese Straße, sondern südöstlich um die Insel. Von der Brücke kam die Durchsage, dass wir uns 140 NM (Seemeilen) vor Kap Hoorn befänden. Nun gelangten wir in ein Meeresgebiet, in dem 3 Strömungen wirksam werden: die Drake-Strömung, die Humboldt-Strömung und die Falkland-Strömung. Müsste sich da eigentlich etwas Abenteuerliches, Aufregendes ereignen? Müsste das Schiff sich hoch anheben und dann tief senken? Müssten Regengüsse niedergehen und Blitze am schwarzen Himmel zucken, während graue Wolkenfetzen dahinjagen? Ich würde ja sehr gerne jetzt eine Seite (mindestens!) lang davon berichten. Ich ging aber an Deck und freute mich darüber, wieder etwas Land fotografieren zu können.
Ich fand das Wetter doch verhältnismäßig schön. Die Lufttemperatur betrug 8°C, die des Wassers 7°C, aber mit dem wollten wir ja keine Berührung haben.
Es war nicht zu leugnen, dass der Wind eine außergewöhnliche Stärke hatte. Manchmal war es
wirklich angebracht, sich am Geländer festzuhalten, denn Hose und Pullover wurden wie ein Segel aufgeblasen und meine schlappen 75 kg hätten leicht weggetragen werden können.
Um 15:45 Uhr gab der Kapitän den Hinweis, nicht aufs Deck zu gehen, weil der Wind mit satten 100 km/h wehte; die Wellen sind auch höher geworden, doch das Schiff schwankte in erträglichem Maße, - dank der bereits erwähnten "Finnen". Die Geschwindigkeit ist aber schon vor etwa 3 Stunden gedrosselt worden.
Eine Nachmittagsstunde lang saßen wir in der Stardust-Lounge und sahen uns die Talente-Show an. Gäste spielten, tanzten und sangen für Gäste. Die Lorena Shinn war auch mit dabei, hätte man nicht geglaubt! Ja, tatsächlich spürte man das stärkere Schwanken des Schiffes; als wäre man angetrunken!
Dann ruhten wir ein Weilchen in der Kabine aus. Christoph wurde arg von Schnupfen und Husten geplagt. Er wusste aus Erfahrung, dass sich das auf jeden Fall noch verschlimmern würde. Jetzt war aber erst einmal "Warten auf Kap Hoorn - Cabo de Hornos - Cape Horn-" angesagt. Es ging auf 19:00 Uhr zu, wir schauten ständig zum Fenster hinaus. Das Wetter zeigte sich abwechslungsreich, - mal Wolken, dann Nebel, dann trug der Wind das Wasser von den Wellenkämmen wie Staub sogar
bis in unsere Höhe. Dann gab es mal wieder mal klare Sicht.
Christoph meinte: "Diese Spannung ist ja wie zu Weihnachten vor der Bescherung!" Mir fiel eine Insel mit Felsen auf, die ich markant fand und gleich mal fotografierte. Danach begann ich, ihre Umrisse in meinem Notizheft flüchtig zu skizzieren. Die Durchsage von der Brücke unterbrach das: "Vor uns liegt Kap Hoorn. Wir werden einmal vorbeifahren, dann wenden und ein zweites Mal vorbeikommen." Schnell zog ich mich warm an und eilte an die Reling, dort wuselten schon viele Passagiere mit Fotoapparaten und Camcordern herum; man musste schnell in eine Lücke schlüpfen, wenn ein anderer eben zurücktrat. Das ging ganz gut. Ich machte mehr Bilder, als nötig gewesen wären. Das Licht änderte sich ja auch schnell, - kam da nicht gerade ein Sonnenstrahl durch? Ja, also noch mal knipsen!
Der Kapitän sprach von 8 m hohen Wellen, die doch sehr beachtlich wären. Nur kriegten wir das gar nicht so schlimm mit. - Jetzt waren wir also am südlichsten Punkt unserer großen Fahrt angelangt. Noch weiter südlich, die Antarktis, ist die Wetterküche dieses Gebietes. Von ihrem Angebot haben wir einige würzige Kostproben abbekommen, aber noch nicht die schärfsten!
Die erfolgreiche Umschiffung des Kap Hoorn bestätigte uns der Kapitän in einer U r k u n d e.
Kap Hoorn bildet die Südspitze Feuerlands; ihr Felsmassiv ist 424 m hoch. Der holländische Seefahrer Schouten umsegelte das Kap 1616 als Erster und nannte es nach seiner Geburtsstadt "Hoorn".
Im Jahre 1618 umsegelten Spanier das Kap und entdeckten dabei die südlicher gelegenen Ramirez-Inseln.
Feuerland setzt sich aus vielen Inseln zusammen, die größte ist die "Isla Grande de Tierra del Fuego", die " Große Insel Feuerlands".
Der östliche Teil Feuerlands gehört zu Argentinien, er hat 7 500 Einwohner.
Der westliche Teil und alle Inseln südlich des Beagle-Kanals einschließlich Kap Hoorn gehören zu Chile, sie haben 133 000 Einwohner. Feuerland ist durch die "Magellanstraße" vom Festland abgetrennt.
Der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan fand den Archipel während seiner Erdumsegelung im Jahre 1520. Der Rauch, der von den zahlreichen Feuerstätten der Ureinwohner aufstieg, ließ Feuer vermuten, so gab er dem Archipel den Namen "Feuerland".
Die Ureinwohner, die Ona im Westen und die Yahgan im Süden sind wahrscheinlich mit den Stämmen Patagoniens verwandt. Ihre Zahl schwindet drastisch.
Erst im 19 Jh .wurden die Inseln von mehreren britischen Expeditionen erkundet. Die berühmteste war die Erkundungs-Expedition in den Jahren 1831-1836. Charles Darwin beschrieb sie in seiner "Zoologie of the Voyage of HMS Beagle" (1840).

Die Nacht brach herein. Wir hatten unser großes Erlebnis und konnten uns zur Ruhe begeben.
Der Kapitän und die Mannschaft durften jetzt dem Autopiloten nicht mehr die Verantwortung überlassen; in der chilenischen Inselwelt war hohe menschliche Leistung erforderlich.
Allerdings war es mit der Nachtruhe bei Christoph nicht gut bestellt. Zu Husten und Schnupfen gesellte sich auch noch Fieber. Wir machten ihm Wadenwickel, in die wir die für das Kühlen von Getränken ständig vorhandenen Eiswürfel hineinpackten.
Montag, 7.Februar: Vor 6:00 Uhr erwachte ich, schaute durch den Vorhang, sah Berge, sie waren ziemlich nah; wir steuerten ja schon auf die Hafenstadt Ushuaia zu. Bevor ich mich zum Frühstück begab, machte ich vom Vorderdeck aus beim Anlegen - etwa um 7:00 Uhr - schnell ein Foto. Noch hingen viele Wolken am Morgenhimmel, ich war optimistisch, sie werden sich verziehen. Erst verzog ich mich aber in die Selbstbedienung, damit ich nicht so viel Zeit zum Frühstücken brauchte, denn die Exkursion begann um 8:15 Uhr. Christoph musste leider darauf verzichten, es ging ihm schlecht. Stattdessen klopfte er an die Praxistür des Schiffsarztes, vor der wir schon einmal - erstaunt über die enormen Preise - standen.
Als ich das Schiff verließ, sah ich auf der gegenüberliegenden Seite des Piers ein anderes großes Schiff liegen, es war nur eckiger in seinen Formen; aber sein Name in kyrillischen Buchstaben fiel auf. Da lag das russische Forschungsschiff "Akademik - Sergej Wawilow" in Ushuaia, sicherlich um sich hier, in der südlichsten Stadt der Welt, mit notwendigen Gütern und mit Treibstoff zu versorgen und dann wieder in die Antarktis zu fahren.
Als Ziel der heutigen Exkursion war der National-Park Tierra del Fuego (Feuerland) vorgesehen.
Es wird also eine Fahrt in die Natur bei herrlichem Sonnenschein. Doch noch sind wir im Stadtgebiet. Ushuaia - der Name bedeutet - "Bucht, die nach Westen zeigt" hat 40 000 Einwohner. Die Elektronik-Industrie hat sich seit 1980 hier stationiert. Weil Feuerland steuerfrei geworden ist, liegen hier die Löhne höher als anderswo. Arbeitskräfte wurden von diesen Bedingungen angezogen. Es gab keine Baugesetze, deshalb finden wir keine einheitliche Architektur vor, sondern ein vielfältiges, stilloses Durcheinander von Gebäuden. Koreanische Familien errichteten Gewächshäuser und ernten Früchte zum Verkauf.
Wir fuhren an baumbewachsenen Hängen aufwärts und verließen nun die Stadt. Die Asphaltstraße wurde zur Schotterstraße. Zu beiden Seiten gedeihen Buchen, eine besondere Art mit Miniblättern, die Buchen mit den dunkelgrünen Blättern sind immergrün. Der Wald ist dicht, viele Samen fallen zusammen, alle wollen zum Licht hin wachsen, so entsteht der sogenannte "Spaghetti-Wald".
Die Tierwelt zeigt sich hier ähnlich wie in Patagonien. In Feuerland haben deutsche Einwanderer Kaninchen eingeführt, diese vermehrten sich unheimlich. Das erzürnte die Schafzüchter, weil die Kaninchen den Schafen das Futter wegfraßen. Also musste die Kaninchen-Zahl unter Kontrolle gehalten werden.
In dieser Gegend gab es von 1903 -1947 ein Gefängnis für rückfällige Straftäter. Diese mussten eine Menge Holz zu Brennstoff schlagen. Die Gefangenen waren auch beim Bau der Eisenbahnlinie eingesetzt, der "Tierra del Fuego Southern Railway". Bis 1947 wurde sie für Gefangenentransporte eingesetzt. Sie nennt sich "Zug zum Ende der Welt", heute ist sie eine Touristen-Attraktion. Die Bahn war längst ausgebucht, so fuhren wir eben mit dem Bus. Ein paar Mal durften wir aussteigen, um die romantischen Landschaftsszenen im Foto festzuhalten. Nach einem kleinen Fußweg von 10 Minuten standen wir am Rande eines großen Teiches und erblickten ringsum kahle, bleiche Bäume.
Hier ist eine 7-köpfige Biber-Familie zu Hause, die fleißig ihr Handwerk - richtiger vielleicht ihr Mundwerk - betreibt, denn sie nagen die Bäume unten spitz an, bis sie fallen, bauen aus den von ihnen gefällten Bäumen Dämme und legen ihre Burgen an.

1946 wurden Biber der Pelze wegen eingeführt. Sie hatten keine natürlichen Feinde, vermehrten sich stark und zerstörten den Wald. Sie müssen demzufolge streng kontrolliert werden, damit sie nicht überhand nehmen und das Gleichgewicht der Natur erhalten bleibt. Es war schön an diesem Fleck.
Wir fuhren weiter, an einer Kiesgrube vorüber, sie lieferte den Sand für die Piste, auf der wir vorankamen, Zement wurde aus Deutschland geliefert "Heidelberger".
Wir überquerten einen kleinen Rio, er hat viele Windungen (Mäander.) Links liegt der Beagle-Kanal, mit Puerto Williams. Er bildet die Grenze des 1960 gegründeten, 63 000 ha großen, Nationalparks.
Wir gelangten zum Ende der Nationalstraße N 3. Nach Buenos Aires zurück sind es 3065 km , nach Alaska 17.848 km. Jetzt lagen nur noch Seen und eine Gebirgskette vor uns - - - " Ende der Welt ". Preiselbeeren wachsen hier; sie haben kleine Blätter, aber große Früchte.
Na klar, wir mussten zum Bus zurück. Er fuhr uns weiter, vorbei an kleinen Campingplätzen, dann an einem Golfplatz und brachte uns schließlich an den Rand eines wunderschönen Sees, den Lago Roca. Eingefasst von Bergketten, auf deren höchsten Gipfeln - die sich im ruhigen Wasser spiegelten - Schnee leuchtete. Er wäre er eine Oase der Besinnlichkeit - - - , wenn einem nicht immer so ein Zeitlimit gesetzt worden wäre! Doch das muss ja so sein! In der Nähe dieses Sees, im Waldstück, befindet sich ein großer Zeltplatz mit Feuerstellen zum Grillen, mit steinernen Tischen und Bänken, - und das maleri sche Restaurant "La Casita del Bosque"- Kleines Waldhaus -.
Wir fuhren wieder der Stadt entgegen, bekamen zum individuellen Stadtbummel 45 Minuten Zeit. Ich ging die Straße hoch, um von oben Hafen und Schiff zu sehen. Weit hinten führt eine Wasserstraße zum Kap Hoorn durch, die für Segelboote günstig ist, das ist der Murray-Kanal. In einem Vorgarten blühte eine Vielzahl dunkelroter Lupinen, die reizten mich zum Fotografieren. Dann ging ich zum Hafen hin unter. Noch lag unser Schiff ruhig am Pier, aber schon in Erwartung seiner vom Landgang zurück-kehrenden Passagiere.
Auch der kranke Christoph wartete in der Kabine. Er hatte unterdessen den Doktor aufgesucht, der gar nicht so unfreundlich war, wie er bei der Vorstellung wirkte. Schließlich wird ihm mit jedem Patienten ein ansehnliches Honorar zuteil! Die Diagnose für 50.-$ " Virus im Kopf " deckte sich mit Christophs Vermutung. Der rote Hustensaft zu 15.-$ , - ich stelle ihn unserem "Fargusan" (Buchenteer-Auszug) gleich, brachte Christoph auf der Stelle zum Erbrechen. Nun stand er nur herum. Eine weitere "bittere Pille" musste Christoph zusätzlich schlucken, - an den geplanten "Antarktis - Flug" war nicht mehr zu denken. Für dieses Erlebnis hätte er ohne Zögern über 1335.-$ (2670.-DM) hingeblättert. Mir wäre zwar dieses Abenteuer angenehm gewesen, aber der Geiz hielt mich davon zurück. Ich sagte immer:
"Fliege nur - und erzähle mir dann alles ganz genau!"
Doch es kam ganz anders. Dieser Flug fand mangels ausreichender Bewerber gar nicht statt; auch der als Ersatz dafür vorgesehen Flug über die Gipfel der Anden kam nicht zustande. Ein gewisser Trost?
Auf Grund des vorgelegten Attestes wurden ihm wenigsten die 60.-$ für die heutige Exkursion zurückerstattet. Die nächste Exkursion wird ihm nun auch versagt bleiben. Da wir diese bereits zu Hause bezahlt haben, musste er einen Antrag auf Rückerstattung an das Reisebüro nach München senden.
Zur Teilnahme an den beliebten "Sitzungen" im Speisesaal war Christoph weder fähig noch interessiert. Ich durfte ihm lediglich etwas Weißbrot mit Butter und Kamillentee nach oben bringen.

Unser Schiff zog weiter seine Bahn. Inseln, Berge glitten langsam vorüber. Reizvolle Motive - im Beagle-Kanal. Hier legte ich den vorletzten Film in den Apparat. Wie gut, dass mir mein Dresdner Freund Hans-Günter beim Verabschieden per Telefon dringend geraten hatte, besser noch 2 Filme mehr mitzunehmen, es gäbe dort so tolle Landschaften! (Er war nie hier; aber er hat einen Computer; und er kann sehen und lesen!) Jetzt bin ich ihm für diesen guten Rat sehr dankbar.
Man kann diese Gegend mit Norwegen vergleichen. Charles Darwin entdeckte alle diese Schönheiten im Jahre 1830. Ein Gebirgszug wird "Cordilleren von Darwin" genannt. Sie sind 1 800 - 2 300 m hoch. Hinter den Gebirgswänden liegt das Hochland von Tierra del Fuego in 1 000 - 1 800 m Höhe. Es wird hier bis -18 ° C kalt.
Interessant, da erscheint ein Gletscher, sein Eis reicht bis ins Wasser, von hellblauer Farbe ist es, das
bedeutet, es ist sehr komprimiertes Eis; der " Holländische Gletscher" , wird er bezeichnet. Kaum ist er vorbei, naht ein zweiter Gletscher, der "Italienische", dann der "Französische", der "Romanische" und nun noch der "Alemanische".
Diesen werde ihn auf dem Foto bestimmt wiedererkennen, denn ein Teil des Eises schmilzt an seiner oberen Kante und stürzt als Wasser ins Meer.
Die allgemeine Erderwärumg brachte es mit sich, dass die Gletscher mehr und mehr zurückwichen, sie schmolzen schneller als bisher dahin. Dadurch stieg dann auch das Wasser im Beagle-Kanal an.

Die ständig wechselnden, reizvollen Motive verleiteten dazu, den Fotoapparat oft in die Hand zu nehmen. Auch von der anderen Seite des Schiffes konnte man sich an ähnlichen Bilder erfreuen.
Heute erwies sich von neuem, wie gut es war, dass wir eine Außenkabine zugespielt bekamen. Der Patient Christoph genoss liegend , durchs Fenster schauend, die Reize unberührter chilenischer Natur.
Da kam es ihm auch nicht darauf an, wie sich das Wetter im Augenblick gebärdete. Während ich bei meinen fortwährenden Relinggängen wechselnden Erscheinungen ausgesetzt war. Wem so etwas nicht behagt, der setzt sich eben gemütlich oben ins Restaurant vor die Panorama-Fenster. Das wäre aber für Christoph heute auch nicht die richtige Lösung gewesen.

Die hereingebrochene Nacht beendete das Naturschauspiel. Die Decks, die Reling, wurden angestrahlt und leuchteten hell. Deshalb hatten wir ja die dunklen Vorhänge am Fenster. Doch wollte man weiter hinaus schauen, dann wurde es schwarz vor den Augen, - und das bei vollem Bewusstsein.

Dienstag, 8. Februar: Um 5:45 Uhr zog ich den Vorhang zurück. Ich sah einen dunkel-orangefarbenen Horizont, davor die Lichterkette der nächtlichen Straßenbeleuchtung. So zeitig am Morgen näherten wir uns schon der Hafenstadt Punta Arenas, die sich in einem weiten Bogen vor unserem Bug ausbreitete, und zwar in der Estrecho de Magallanes, also in der Magellanstraße.
Gegen 6:00 Uhr kam die Sonne hervor, die Lichter der Stadt verlöschten, dafür stand die Stadt im rot-goldenen Morgensonnenschein. Ein Foto allein könnte den Eindruck gar nicht wiedergeben, ich musste drei - vier Fotos machen und sie zu einem Panorama zusammensetzen, um die reale Wirkung einigermaßen zu vermitteln.
Zwischen 7:00 und 8:00 Uhr frühstückte ich in Ruhe und nahm für Christoph Tee, Weißbrot und Butter mit nach oben, denn auch heute musste er an Bord bleiben und auf Besserung seines Zustandes hoffen.
Ich aber setzte mich um 9:00 Uhr in den Exkursionsbus; seltsam, man hatte mich bei den Amerikanern untergebracht, die Reiseleiterin erläuterte alles in englischer Sprache . . . Na gut, da brauchte ich nicht so gespannt hinzuhören, wenn ich doch ohnehin nicht viel verstand. So machte ich mir selbst ein Bild, während wir dahinfuhren.
Etwa 112 000 Einwohner leben hier. Diese Stadt wurde 1849 gegründet und ist ein wichtiger Umschlag-platz für die Erzeugnisse Südchiles, also für Wolle, Felle und Schaf-Fleisch. Punta Arenas ist Zentrum eines Erdölfördergebietes. Wir fuhren erst längs der Küste und sahen, dass eine neue Trasse gebaut wird.
Auf der linken Seite zeigten sich vorerst noch baumbestandene Hügel, es folgte eine Abzweigung, der - Fundacion subway - und die Landschaft wurde karg wie auf der Halbinsel Valdés in Argentinien. Eine Schaf-Farm und die Farmersiedlung "Kon-Aiken" kamen in Sicht; auf der anderen Seite eine Pferde-Herde. Nun gelangten wir an eine Meeresbucht, an deren Horizont schneebedeckte Berge aufrag ten. An der "PINGÜINERA" stiegen wir aus. Die Station besteht aus einem halben Dutzend weiß-
getünchter Bretterhäuschen mit grünen Dächern, sie stehen auf Stelzen, damit das Wasser vom Meer darunter weglaufen kann. Wir passierten den Maschendrahtzaun und wurden über Holzstege ins Pinguingelände hineingeführt. Manchmal ging es auch direkt durch den Sand, doch das war ein recht beschwerliches Vorwärtskommen. Die gewundenen Pfade sind mit kleinen Zäunen begrenzt, damit Touristen nicht das Aufenthaltsgebiet der Pinguine betreten. In der Ferne sah man sie schon in kleinen Gruppen beieinanderstehen. Neugierig geworden kamen einer nach dem anderen näher. Einige sonnten sich im Sande liegend, andere kraulten sich gegenseitig mit den Schnäbeln, und dort wollten ein paar zum Meer, einer hüpfte aufrecht stehend die Sandstufe hinunter und watschelte stolz weiter, ein anderer traute sich nicht recht, legte sich bäuchlings und rutschte eben hinab. Durch eine Bretterwand konnten wir die zahlreich versammelten Pinguine am Strand stehend oder im Wasser schwimmend beobachten.
Der Königspinguin brütet in einer der ungastlichsten Regionen der Erde während einer der kältesten Perioden des Jahres. Er legt und bebrütet seine Eier bei Temperaturen bis - 62 °C. Männchen und Weibchen betreiben die Brutpflege. Sie kehren stets an die Brutplätze ihrer Vorfahren zurück.
Oft führen die Wege auf äußerst umständlichen und komplizierten Routen zur Kolonie. Manchmal sind die Brutplätze viele Kilometer vom Ozean entfernt.
Ehe wir auf der Rückfahrt am Hafen anlangten, bestand die Möglichkeit, den Bus zu verlassen, um durch das Zentrum der Stadt zu gehen. Ich hatte einige Ansichtskarten von Christoph bei mir, so suchte ich das Postamt und warf sie ein. Dann fotografierte ich das Denkmal für Magellan in der Mitte des kleinen Platzes.
Er segelte am 20.Sept.1519 mit 5 Schiffen und 240 Mann Besatzung in Spanien los; überquerte den Atlantik und erreichte im November 1520 Südamerika. Im Februar 1520 erforschte er die Flussmündung des Rio de la Plata. Am 31. März 1520 lief seine Expedition im Hafen San Julian ein, wo sie sechs Monate verbrachte. Anschließend segelte Magellan durch die zwischen der Südspitze Süd-amerikas und Feuerlands verlaufende Meeresstraße, die später ihm zu Ehren "Magellanstraße" genannt wurde. Er besaß jetzt nur noch drei Schiffe, mit denen er am 28.November 1520, nach 530 km Fahrt während 38 Tagen das westlich gelegene Meer erreichte. Es herrschte Windstille, so nannte er es "Pazifischer Ozean" , nach dem lat. "Pax" - "Friede". Am 6.März 1521 erreichte er die "Marianen", damals "Ladronen"; zehn Tage darauf entdeckte er die Philippinen und landete am 7.April auf der Insel Cebu. Bei einem Angriff auf die Bewohner der Nachbarinsel Mactan fiel er am 27.April 1521. Danach verbrannte noch eines seiner Schiffe. Die zwei anderen erreichten am 6.November die Molukken. Schließlich gelang es nur noch der "Victoria" unter Juan Sebastian Elcano die Weltumsegelung zu vollenden. Nach der Umrundung Afrikas über das Kap der Guten Hoffnung kam das Schiff am 6.September 1522 in Sevilla an. Die Ladung Gewürze an Bord deckte die Kosten der Expedition!
Und außerdem war die Kugelgestalt der Erde wissenschaftlich bewiesen.
Das muss man sich mal überlegen, 2 Jahre, 3 Jahre unterwegs zu sein, den Unwettern ausgesetzt und in unbekannte Gefilde zu segeln! Dabei wird der Speiseplan sehr dürftig ausgesehen haben!
Solches ging mir beim Betrachten des Denkmals durch den Kopf. Was die Gewürze betrifft, so hatte ich auch noch etwas Pfeffer und Salz im Rucksack . . . Man bekommt doch im Flugzeug zum Nachwürzen der Speisen so kleine Tütchen; die hatte ich nicht gebraucht, aber eingesteckt. Sie deckten jedoch meine Reisekosten nicht. Diese betrugen nämlich alles in allem 6.200.- DM. Was aber doch ein akzeptabler Preis für die gebotenen Leistungen war, das muss man schon sagen.
Ich ging also wieder auf unser großes, schönes Schiff zurück. Christoph war an meinem Tageserlebnis interessiert - und abends traute er sich wieder mit in das Speiserestaurant; er bestellte aber nur Suppe und Käsebrötchen. Immerhin, es ging aufwärts mit ihm.
Eigentlich war die Zeit zum Auslaufen des Schiffes aus Punta Arenas gekommen . . . Aus irgendeinem Grund hatte ein Bus über eine Stunde Verspätung, deshalb verließen wir erst um 19:30 Uhr den Hafen.
Das war ja auch nicht von Bedeutung. Vor uns lag die Nacht, während der wir weiter durch die Estrecho de Magallanes glitten, dann stand uns ein ganzer Tag und noch eine Nacht durch die interessante chilenische Inselwelt bevor. Also waren wir keinesfalls in Eile; auf pünktliche Ankunftszeiten des Schiffes konnte der Kapitän achten. Da musste er eben später paar Knoten zulegen, wenn es zwischen den Inseln nicht möglich war, dann aber auf offenem Meer.
Mittwoch, 9.Februar : Unseren neugierigen Blicken wurde reichlich Abwechslung geboten.. Heute vollführte auch das Wetter seine Kapriolen. Hatten wir eben eine Insel im freundlichen Morgenlicht passiert, näherte sich von vorn ein grauer Nebelschleier, der sich bald verdichtete und einen Regenschauer herabschickte. Doch das währte nicht lange, die nächste mit Bäumen bestandene Insel zeigte sich in heiterem Gewand. Übrigens waren sich die Landschaftsbilder, ob von Luv oder Lee aus betrachtet, sehr ähnlich. Natürlich wechselte auch die Breite der Meeresstraße, mal verengte sie sich, dann erweiterte sie sich wieder, mitunter zu einem sehr breiten Nebenkanal. Es gab wunderschöne Ansichten die Fülle, und es war gleichgültig, ob man sie aus dem Kabinenfenster oder von Deck aus genoss.
An Norwegen wurde man auch heute wieder erinnert.
Unser Frühstück nahmen wir in der Selbstbedienung "Yacht-Club" ein, aber das ist schon ein Weilchen her. Unterdessen ging es auf 14:00 Uhr zu.
Der Kapitän wollte uns heute eine Freude bereiten, um uns wegen der durch das lange Tanken auf dem Meer ausgefallenen Exkursion zu entschädigen. Er wich vom direkten Kurs ab und steuerte das Schiff in eine Bucht hinein, an eine Stelle, wo der Gletscher "Amalia" im Meer sein Ende findet. Um unseren Schiffskörper herum schwammen zahllose Eisbröcklein und -brocken, durch die der Gletscher seine Gäste bereits grüßte.
Wir entdeckten "Amalia" aber auch schon am Horizont, besonders schön, wenn die Sonnenstrahlen durch die Wolken fielen. Der Gletscher kommt von weit her, er ist nämlich 700 km lang!

Über die Höhen der Anden schiebt sich der Amalia-Gletscher diese gewaltige Strecke voran, jetzt muss er nochmals um einen letzten Berg herum, dann kann er sich hinunter zum Meer "fallen lassen".
Unser Schiff gab einige lange, laute, tiefe Sirenentöne von sich, die in der von Bergen geschützten Bucht widerhallten. Damit sollte der Gletscher zum "Kalben" provoziert werden. Doch er wollte noch nicht; es war allgemein etwas kühl hier. Ich stand etwas lange an der Reling, um den richtigen Moment zum Fotografieren zu erhaschen, hatte aber nicht den warmen Pullover unter der Jacke. Das sollte ich bald büßen! Ich werde darauf zurückkommen.
Es sei einer der größten Gletscher der Welt, erklärte der Kapitän, größer seien nur die in der Arktis und Antarktis. Der größte europäische Gletscher, der Aletsch-Gletscher in der Schweiz, ist 24 km lang.
Die Fließgeschwindigkeit der Gletscher ist sehr unterschiedlich. So legt der Rhone-Gletscher nur 100 m im Jahr zurück, während der Karajak-Gletscher in Grönland 6,5 km pro Jahr vorankommt.
Die bläuliche Färbung weist auf starke Komprimierung des Eises hin. Durch sein Eigengewicht und den daraus entstehenden sehr starken Druck wird das Eis auf dem Grund plastisch verformbar.
Wir schwammen ziemlich dicht an den Gletscher heran, dann wendeten wir sacht und verließen diese stille, romantische Bucht wieder. Die Erinnerung bleibt - oder kann durch ein Foto neu geweckt werden.

Während es noch Tag war, und das war noch lange im hiesigen Hochsommer, ließen wir die Augen in die pure Natur wandern; wären wir selbst mitgegangen, hätten wir uns mehr als nur nasse Füße geholt.
Die Nacht hüllte schließlich wieder einmal alles ein; wir ruhten die nächsten Stunden vom Nichstun aus.

Donnerstag, 10.Februar: Die Hafenstadt Puerto Montt lag vor uns. Sie fasziniert durch die Kulisse von Vulkanen. Wir befinden uns in der Seen-Region des chilenischen Südens. Etwa zehn Seen lassen sich hier finden, der größte davon ist doppelt so groß wie der Bodensee.
Heute begab sich auch Christoph wieder mit auf Bus-Exkursion. Gleich am Kai ragte ein riesiger Berg von kleingeschnittenem Eucalyptusholz auf, das soll nach Japan exportiert werden.
Puerto Montt hat 135.000 Einwohner. Sie sind vorwiegend mit Fischfang und Landwirtschaft beschäftigt. Muscheln und Fisch werden von hier aus nach Japan und China geliefert. Die Lachszucht hat eine hohe Bedeutung. Mit 75 % der Milchproduktion nimmt dieses Gebiet eine gute Position in Chile ein.
Im Jahre 1909 begann die Eisenbahn hier ihren Betrieb. Jetzt stehen nur noch ein paar Lokomotiven nutzlos herum. Busse und Flugzeuge bewältigen den Verkehr.
In der Stadt gibt es etwa 150 Indianerfamilien; sie tragen keine spezielle Tracht, fallen dadurch nicht auf. Vielleicht aber doch an der Gesichtsform, wie wir uns überzeugen konnten.
Auch die Kinder vom Lande besuchen die Schulen. Ist ihr Dorf zu weit entfernt, wohnen sie die Woche über im Internat. Die Schüler tragen eine Schuluniform. Da in Puerto Montt viele deutsch-stämmige Einwohner leben, gibt es eine deutsche Schule, eine Privatschule, mit 600 Schülern.
Alle absolvieren 12 Klassen und studieren dann oder gehen in die Lehre.
Wir fuhren auf der "Panamericana", die von Alaska nach Südamerika führt. Die Landschaft erwies sich dürftig; auf der dünnen Humusschicht wuchsen vorwiegend Stechginster und Brombeeren.
Die hier in 3.Generation lebende deutsche Reiseleiterin erklärte uns, dass Puerto Montt im Jahre 1835 gegründet wurde und damals vor allem Holz der Baustoff für die Häuser war. Die ersten Ansiedler bekamen Saatgut zur Verfügung gestellt und jeweils eine Parzelle von 5000 Quadratmetern Land; sie erhielten Taschengeld und medizinische Betreuung. Jesuiten bauten eine Schule und gründeten zuerst eine katholische Stadt.
Unterdessen sind wir am Gelände der Firma BASF vorübergefahren, die Styropor produziert.
Nun wurde die Landschaft schöner, wir näherten uns der Stadt V a r a, die auch "Stadt der Rosen" genannt wird .Uns fielen schöne, mit hölzernen Dachschindeln verkleidete Häuser auf, häufig blühten Rosensträucher im Vorgarten und an Straßenrändern. Auf dem Marktplatz trugen große Ulmen - sie haben nichts mit unseren Ulmen zu tun - prächtige weiße Blüten, aus denen Bienen den Nektar für einen guten Honig saugten.
Die hübsche Stadt liegt an dem See, der doppelt so groß wie der Bodensee ist.
Blumenrabatten, Palmen, Pensionen . . . Wir fuhren ein Stück am Ufer entlang, dann führte die Straße aufwärts durch eine Landschaft mit gutem Baumbestand. Feuchte Sommer bei 26° C und milde Winter mit 4-5° C tragen dazu bei. Im Jahre 1926 wurde der Nationalpark gegründet, - er beherbergt 117 Kleinvögel-Arten.
Der Petruhoe Fluß, vom Berge kommend, überspülte die Straße. Wir fuhren durchs Wasser. Aber die Erde hier ? Schwarzgrau ! Ach so, verwittertes Lava-Gestein ist die Grundsubstanz des Bodens in diesem Gebiet. Wir sind ja den Vulkanen etwas näher gekommen, die wir erst nur vom Meer aus sahen.
Nun hielten wir an und begaben uns zu Fuß in ein ansteigendes Gelände. Zwischen mächtigen Basaltbrocken bahnt sich das Wasser des Flusses schäumend und rauschend verschiedene Wege ins Tal.
Wir befanden uns - wie zahlreiche Chilenen - darunter erkannten wir auch Indianerfamilien - bei den Petruhoe - Wasserfällen. Sie sind zwar nicht gigantisch, aber romantisch, reizvoll. Wäre hier nicht solch ständiges Kommen und Gehen von Touristen, wäre man hier allein, könnte das ein idealer Fleck zur psychischen Relaxation oder zum Meditieren sein. Aber auch wir mussten schleunigst wieder zum Bus. Auf uns wartete ja noch der See "Esmeralda" , oder auch "Smaragd-See" genannt, der durch die mineralischen Beimengungen aus dem vulkanischen Gestein seine grüne Färbung bekam. Am Strand lagen farbige Boote, ihre Besitzer wären gern bereit gewesen, uns ein Stück über den See zu fahren . . .
Doch wir hatten keine Zeit für Extra-Touren.
In einem großen Ausflugs-Restaurant waren wir zum Mittagessen angemeldet. In der geräumigen Vorhalle drehten Männer einen riesigen Spieß mit aufgestecktem Rind. Also bekamen wir Spießbraten, und ein Glas Wein schmeckte dazu recht gut . . . So gestärkt fuhren wir nach Puerto Montt zurück.
In Hafennähe befand sich der Handwerker-Markt, Häuschen an Häuschen, in denen verschiedene Kunst- und Kitsch!- Handwerker ihre Ware feilboten. Das taten sie nicht schreiend und aufdringlich, wie ich das in der Türkei oder in Ägypten erlebt habe, - sondern ruhig und abwartend. Ein Plus für sie!
Auch die letzten wenigen Meter fuhr uns der Bus noch bis direkt an das Schiff heran. Wir hatten den Tag voll genutzt. Nur noch wenige Minuten verblieben bis 17:00 Uhr, dann legte unser Schiff vom Hafen ab. Vor dem Abendessen erblickten wir noch die Gestade der großen Insel Chiloé , bald wich das Land gänzlich zurück und wir waren wieder von den Wassern des offenen Meeres umgeben.

Die Nacht wurde sehr unangenehm für mich. Ich bekam mehrmals Schweißausbrüche, die den Schlafanzug durchfeuchteten. Ein Glück, dass ich wenigstens einen zweiten im Gepäck hatte. Zwischendurch duschte ich, und weil sich gegen Morgen auch noch Husten und Schnupfen einstellte, griff ich zu Omas "Erster Hilfe" und gurgelte mit Salzwasser. Obwohl der ganze Ozean ringsum damit reichlich angefüllt war, kam man aber doch sehr schlecht ran, also musste ich es mir selbst anrühren. Für Christoph hatte ich ja schon Salz aus dem Restaurant mit nach oben genommen und es stand bereit. Außerdem schenkte mir Christoph den roten Hustensaft vom Schiffsarzt, der ihm absolut nicht über die Zunge wollte. Mir schmeckte er wie ein Kräuterbitter. Aber schnelle Hilfe brachte nichts von allem; ich musste leiden, wie viele andere Passagiere vor mir. Wie schon angedeutet, werde ich mir die Sache vielleicht bei "Amalia" geholt haben, dort war ich etwas leichtsinnig. Es kann auch sein, ich habe die Viren einfach von den anderen übernommen. Das wäre auch kein Wunder. Schon mal gut, dass es erst am Ende der Reise passierte.

Freitag, 11. Februar: Den ganzen Tag sahen wir das Meer im schönsten Sommersonnenschein; nur ganz am Horizont zeigte sich ein schmaler Streifen der chilenischen Küste. Im Schnupfenfieber verbrachte ich die Zeit vor allem mit Niesen und Naseputzen. Christoph machte wohl schon wieder Rundgänge ums Schiff und prüfte die deutlich ansteigende Quecksilbersäule seines Thermometers.
Am Nachmittag suchten wir noch mal all die attraktiven Einrichtungen des Schiffs auf und machten ein paar Aufnahmen davon. Eine Küchenführung, die uns sehr interessierte, unternahm der Schiffskoch schon vor ein paar Tagen mit uns.
Christoph war heute ganz stark von dem Gedanken beseelt, seiner Schwiegertochter Ulrike zum Geburtstag zu gratulieren. Von Chile aus sei das mit dem Handy möglich. Immer wieder probierte er entsprechend der in der Kabine ausliegenden Anweisungen, eine Verbindung nach Geyer herzustellen.
Es wollte und wollte nicht klappen. Die Zeit verging - und in Geyer war es ja schon 4 Stunden später!
Von der Reception bekam er eine Nummer genannt, von wo aus man ihm weiterhelfen könnte.
Christoph wählte diese Nummer an, er versuchte, sein Anliegen - in Englisch - darzulegen, der Mann am anderen Ende versuchte, Christoph zu verstehen und ihm den Hergang - in Englisch - zu erläutern. Christoph versuchte, das alles zu erfassen . . . Die andere Mensch sagte: "Sorry, es tut mir leid!" und legte auf. Es war traurig für Christoph, dass er Ulrike nicht gratulieren konnte. - Aber für diese nutzlose Auskunft wurden ihm am Ende auch noch 16.-- $ abgebucht. Das sind so Erfahrungen!!!
Es war jetzt an der Zeit, unsere Sachen wieder in den Koffern zu verstauen, denn um Mitternacht sollten sie im Gang vor der Kabinentür stehen, um von den Gepäckträgern abgeholt zu werden.
Es ist nicht so kompliziert, die Koffer für die Heimreise fertig zu machen, es kommt ja nur darauf an, nichts in den Schränken und Schüben hängen- bzw. liegenzulassen. Während man vor der Reise sehr überlegen muss, was und wieviel Stück davon man mitnimmt, welche Kleidungsstücke man für welches Wetter und welches Klima geeignet hält, - welches Hemd und welcher Pullover zu welcher Hose passt; welche Tabletten und wieviel Stück nötig sind - - - und was nicht alles noch! Da wir bei dieser Reise aus unserem deutschen Winter in den südamerikanischen Hochsommer, dort aber wieder in vorarktische Kühle gelangten, gab es ja auch tatsächlich mehr als sonst zu bedenken.
Diese Tätigkeit nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Wir konnten uns danach ausgiebig dem letzen guten Abendessen auf dem Schiff widmen.
Heute waren alle Passagiere angehalten, den Kellnern und Oberkellnern, den Maitrés (Empfangschefs und Aufsichtspersonal im Restaurant) und den Kabinen-Stewards ihre verdiente Dankbarkeit und Anerkennung zu erweisen, in dem sie ihnen die Couverts mit dem angeratenen Trinkgeld aushändigten. Wir hatten mit der Buchung der Reise unsere Trinkgelder bereits entrichtet. Damit wir aber jetzt nicht am Tisch säßen und nichts zu übergeben hätten, - das wäre ziemlich peinlich gewesen -, bekamen wir Couverts mit entsprechender Adresse, darin befanden sich die Schecks in der vorgeschriebener Höhe.
Andere Passagiere, vor allem wohl die Amerikaner, gaben das Trinkgeld in bar an die Service-Leute ab.
Wenn mich jetzt jemand fragen würde, wieviel ich für Trinkgelder ausgegeben habe, weiß ich es gar nicht genau. Seltsam, das habe ich auch nicht notiert. Vielleicht etwa 120.- $ , = 240.- DM. Für die auf dem Schiff im Service-Bereich tätigen Menschen ist das im wesentlichen ihr Einkommen. Das war mir von der Mittelmeer-Reise bereits bekannt. Nehmen wir an, der Oberkellner bekam 3.-$ /Tag, er bediente 20 Gäste = 60.-$ an 13 Tagen = 720.- $ (1440.-DM). Das ist nicht zu viel für die anstrengende Tätigkeit des Servierers.
Das Abendessen verlief in herzlicher, fröhlicher Stimmung. Mich störte allerdings ein ständiger Luftzug, der meinem Befinden abträglich war. Deshalb verließ ich früher als üblich das Restaurant, mit mir auch Christoph. Meine Kondition war nun mal nicht gut, ich brauchte Ruhe. Die letzte Nacht an Bord.

Samstag, 13.Februar: Ich erwachte zeitig, noch vor 6:00 Uhr, nach einem ohnehin nicht gerade erholsamen Nachtschlaf. Der übliche erste Blick aus dem Fenster ließ erkennen, unser Schiff läuft in den Hafen von Valparaiso ein. Eilig zog ich mich an und begab mich aufs Vorderdeck. Hier bot sich mir die bisher größte Hafen-Ansicht. Links lagen verträumt zahlreiche Fischerboote in der Morgendämmerung, sie schaukelten sacht. Dieses sanfte Wiegen auch unseres großen Schiffes hat mir während des Schlafes in all den gesunden Nächten außerordentlich wohlgetan. Deshalb schlief ich unvergleichlich besser als zu Hause.
Die Stadt wirkte noch grau im Dämmerlicht. Links hinter den Hügeln wurde der Himmel allmählich rot-gold. Noch ein wenig musste ich warten, bis die Sonne hinter dem Gipfel hervorlugte. Nun aber erlebte ich, wie sie zuerst die Wohnviertel auf den Höhen in ihr Licht tauchte, dann die mittleren Bereiche der Stadt und schließlich die Hafenstraße und unser Schiff, welches festlich "über die Toppen geflaggt" war. Das ist wohl das Signal für den erfolgreichen Abschluss einer Reise.
Mit einigen Fotos im Apparat, die ich später aneinanderfüge, um das Panaroma als Ganzes wiederzusehen, ging ich zurück in die Kabine. Zum Frühstücken hatten wir noch reichlich Zeit. . . Doch nun mussten wir das Schiff verlassen. Auf dem Pier standen unsere Koffer bereit, wir nahmen sie auf, gingen durch eine Absperrung, gaben dort unsere Aufenthaltsdokumente ab, begaben uns zum vorgesehenen Bus, - noch ein freundlicher Blick zurück zum Schiff und ein Klick mit dem Apparat, weil genau unser Fenster zu sehen war.
Der Bus fuhr los; er hatte keine Klimaanlage, und es wurde schon recht warm in den Straßen der Stadt.
Im Februar herrscht hier der Hochsommer. Valparaiso ist eine wichtige Hafenstadt und eine der größten Städte Chiles mit 400.000 Einwohnern. Gegründet wurde sie 1536 von den Spaniern. Nachdem Chile im Jahre 1818 unanhängig wurde, erweiterte sich Valparaiso stark. Die Stadt war lange Zeit ein wichtiger Hafen für Schiffe, die Kap Hoorn umsegelten, bis 1914 der Panama-Kanal eröffnet wurde.
Valparaiso ist auch der westliche Endpunkt der Trans-Anden-Eisenbahn-Linie, die sie mit der argentinischen Metropole und Hafenstadt Buenos Aires verbindet.
Auf die vielen Hügel der Stadt gelangen die Einwohner mittels alter - aus dem Jahre 1917 stammen- der - Aufzüge, Standseilbahnen. Wir fuhren die Serrano-Straße entlang, die Hauptgeschäftsstraße, erblickten rechts die sogenannte "Jahrestreppe", weil sie so viele Stufen hat, dann das Rathaus und den Siegesplatz mit dem Denkmal "Jahreszeiten". Auf der Höhe von 600 - 650 m fuhren wir weiter. Dort sahen wir die Skulptur "Romulus und Remus", ein Geschenk der Stadt Rom. Jetzt ging es vorbei am Teatro Municipal und am chilenischen Parlament. Auf Wunsch Pinochets wurde es nach Valparaiso verlegt. Santiago, die Hauptstadt, möchte es wieder in ihrer Stadt haben. Nun entdeckten wir einen Flohmarkt; es folgten kleine Häuschen oben auf den Hügeln, die sich an die Felsen schmiegten. Hier gedeihen Eucalyptus -Bäume. Die Autobahn führte zwischen grünen, mit Palmen bestandenen, Hügeln hindurch; eine Indianersiedlung wurde sichtbar. Ein Naturpark "Kleine Steine" genannt, ist Heimat vieler Tierarten; in seinen Bächen oder Flüssen tummeln sich Forellen.
Hohe Bergrücken mit Schnee bedeckt zogen unsere Blicke auf sich, es waren die Anden-Cordilleren.

Der Aconcagua ist der höchste Berg der Anden, er gehört zu Argentinien, befindet sich aber dicht an der Grenze zu Chile. Dieser erloschene Vulkan hat eine Höhe von 6959 m. Er war vom Bus aus leider nicht zu sehen. Wir schauten in das Casablanca-Tal hinab, dort wird seit 15 Jahren Weinanbau betrieben.
Nun durchfuhren wir bereits einen zweiten Tunnel, er ist 3,5 km lang und wurde im Jahre 1909 mit französischer Hilfe gebaut. Nach der Tunneldurchfahrt waren im Randgebiet von Santiago angelangt.

Der spanische Eroberer Pedro de Valdivia gründete die Stadt im Jahre 1541 in einem Gebiet, das vom Stamme der Picunche bewohnt war. Wir wissen, dass die Einheimischen in grausamer Weise vernichtet wurden.
Mit der Unabhängigkeit wurde Santiago im Jahre 1818 die Hauptstadt Chiles. Sie zählt jetzt fast 5 Millionen Einwohner. Im Januar 1993 nahm der chilenische Staat Erich und Margot Honecker ins Exil auf. (EH. starb im Mai 1994), Frau Honecker wohnt in einem noblen Viertel bei ihrer Tochter, die mit einem Chilenen verheiratet ist So berichtete der Reiseleiter. Ansonsten bekamen wir von Santiago nichts weiter zu sehen, denn der Flughafen lag in der Richtung, aus der wir kamen.
Der Bus hielt direkt am Eingang des Flughafengebäudes. Wir begaben uns gleich zu den Check-in-
Schaltern, wie die anderen Touristen auch. Jeder wollte bald abgefertigt sein und suchte sich einen möglichst günstigen Platz in den drei Warteschlangen. Manchmal führte das zu Gerangel, noch normal!
So, nun waren wir die Koffer wieder los. Mit dem leichteren Handgepäck, bei mir muss man allerdings
"mittelschweres Rückengepäck" sagen, suchten wir uns ein Plätzchen im Restaurant, um eine Tasse Tee bzw. Kaffee zu trinken. Es verging ein Weilchen, ehe der Kellner unsere bescheidenen Wünsche erfasst hatte, aber er blieb freundlich, sogar als er uns den hohen Preis für die niedrigen Tassen nannte. Es kam aber wirklich nicht auf zwei, drei Dollar an, nachdem ich auf dem Schiff so viel eingespart hatte.
Wir dachten, es sei jetzt an der Zeit, durch die Kontrolle zum Warteraum zu gehen. Ich war durch, - - -
aber Christoph folgte mir nicht; wo ist er wohl? Eine Viertelstunde verging sicherlich. Er musste seine
Ausreise-Deklaration, die wir in Valparaiso bereits abgaben, noch mal ausfüllen. Es fehlte das Kreuzel bei der Frage, ob man auch keine Tiere im Gepäck mitführe. Das hatte man wohl per Computer nach Santiago durchgegeben. Endlich konnten wir zum Gate gehen, - - - da kam die Durchsage, dass unser Flugzeug statt 14:20 Uhr erst um 15:20 starten wird. Wahrscheinlich ist es mit Verspätung angekommen und nun verzögert sich dementsprechend die Wartung, die Pflege, das Tanken und das Beladen.
Diese zusätzliche Wartezeit fand ich belastend. Schließlich kamen wir doch noch an Bord und fanden
unsere Plätze, diesmal in der Mittelreihe. Wie üblich gab es da wenig Spielraum, weder seitlich noch nach vorn oder hinten. Ich bekam wieder mächtige Schweißausbrüche, die Hemden wurden richtig nass;
dabei wirbelte die Klimaanlage kühle Luft über uns hinweg. Das erschien mir aber durchaus nicht angenehm, eher noch die Erkältung fördernd. Mit Husten und Niesen reagierte ich darauf. Die folgenden 13 Stunden Flug gestalteten sich für mich zu einer einzigen Qual. Außerdem war es mir sehr peinlich, weil man sich dadurch nicht als wünschenswerter Platznachbar zeigt. Ich musste an die Situation beim Herflug denken, als die schlimm erkältete Frau neben mir saß. Das war auch mir sehr unangenehm!

Das Flugzeug und seine Besatzung leisteten gute Arbeit, wir kamen - wenn auch verspätet -glücklich in Madrid an. Die Zeit zum Umsteigen war nicht mehr reichlich bemessen, - und zum Gate E 68, von dem die Maschine nach Frankfurt abfliegen sollte, war es ein langer Weg. Endlich hatten wir es gefunden, doch wo war mein Ticket für diesen Flug? Ich stürzte fast den Rucksack auf der Sitzbank um, nichts zu finden . . . Neuer Schweißausbruch! - Die Kontrolleure rissen irgendein Blatt aus Christophs Block und ließen uns beide durch. Ein Kleinbus brachte lediglich uns zwei , die letzten also , noch zum Flugzeug. Wir stiegen ein und keine 5 Minuten danach, um 9:35 Uhr, startete die Maschine. Es war genug Platz vorhanden, wir konnten entspannen. Bald wurde schon das Frühstück serviert; oh, der Kaffee tat gut.
Bei herrlichem Sonnenschein flogen wir über Spanien und Frankreich hin, gegen 11:15 Uhr warfen wir einen Blick auf die französischen Alpen und immer öfter auch Blicke auf die Armbanduhr. Wir wollten gern den Zug 13:03 Uhr ab Flughafen-Bahnhof zum Hauptbahnhof Frankfurt erreichen, damit wir dann wie geplant weiterkommen. Wir landeten etwa 12:25 Uhr. Dann eilten wir zum Gepäck-Transportband, alle fanden ihre Koffer, dann schaltete das Band ab, doch wo ist mein Koffer??? Da vorn befand sich ein Büro zur Ermittlung vermisster Gepäckstücke. Ich lief hin, doch bevor ich mein Anliegen vorbringen konnte, kam eine Angestellte vom Fließband und rief mir zu, mein Koffer sei da. Welche Freude!

Jetzt waren hohe Leistungen hinsichtlich geistiger Reaktion und körperlicher Beweglichkeit gefordert.
Dort hinten links ging es zwei Rolltreppen hoch zum Sky-Way, dieser schmucken, flinken Hochbahn vom Flughafengebäude zur Bahnstation "Flughafen". Eine schloss eben die Türen, doch nach zwei Minuten gleitete die nächste herein. Wir waren noch gar nicht zum Aufatmen gekommen, da mussten wir schon wieder aussteigen und zum Bahnsteig hinunter, aber zweimal! Schön, da fuhr ein Zug noch
vor 13:00 Uhr. Halt, das war die entgegengesetzte Richtung. Wir mussten auf den gegenüberliegenden Bahnsteig, also wieder eine Treppe hoch und die andere hinunter. Da kam die Bahn auch schon an, 13:03 Uhr. Diese Zeit war uns bekannt, da konnte nichts schief gehen. Zehn Minuten Fahrt . Es kam mir komisch vor, unter den Fahrgästen, die alle in Anoraks und dicke Pullover gehüllt waren, standen wir da wie arme Ausgeraubte, - Christoph in der häuslichen Strickjacke, ich im Pullunder. Hoffentlich sind den Leuten die Anhänger an unseren Koffern aufgefallen, damit sie merkten, dass wir noch Schwierig- haben, die Umstellung vom Hochsommer auf den Winter zu bewältigen.
Pünktlich 13:13 Uhr trafen wir auf dem Hauptbahnhof Frankfurt ein. Natürlich mussten wir wieder eine Treppe hinauf spurten und den richtigen Bahnsteig, nämlich 10, (für das nächste Mal merken!) anpeilen.
Die Abfahrtszeit nach Leipzig war mit 13:22 Uhr angezeigt, wir hatten es jedenfalls geschafft, doch der Zug wartete noch ein paar Minuten, um Fahrgästen aus dem verspäteten Kölner Zug die Möglichkeit zum Umsteigen zu geben. Das ist schon prima.
Wir fanden Platz und vor uns lag viel Zeit . . . Ich suchte und entdeckte den speziellen Waschraum, darin verschwand ich mit Kulturtasche, Rasierzeug und frischem Hemd. Rundum zufrieden kam ich dann wieder heraus. Doch was war das für ein Knurren? Der Magen meldete sich, Hunger war die Ursache. Christoph hatte ein gleiches Gefühl. Also begaben wir und in das nahe Speiseabteil. Dort labten wir uns an Kartoffelsalat und Wiegebraten; dazu einen Tee für Christoph und ein Dunkles für mich. Ein bescheidenes Mahl , vergleicht man es mit den Menüs auf dem Schiff. Aber richtiger Hunger macht eben das einfachste Essen zur Delikatesse!
Ins Abteil zurückgekehrt, das von der Abendsonne ausgeleuchtet wurde, fielen uns hin und wieder die Augen zu. Morpheus heißt das Wesen wohl, welches einen bei Müdigkeit in die Arme nimmt.
So geborgen kamen wir in Leipzig an. Ohne Hast, - wir hatten 20 Minuten Zeit -, unterquerten wir die 12 Bahnsteige, die uns vom Chemnitzer Zug trennen. Dann rückten wir unser Gepäck und uns selbst im Abteil zurecht - - - und rollten Chemnitz entgegen. Per Handy nahm Christoph Verbindung zu Jutta in Zschopau auf; sie kündigte an, dass sie selbst mit dem Auto nach Chemnitz kommen wolle, um ihren Christoph heimzuholen. Auf die Minute 19:01 Uhr fuhren wir auf dem Hauptbahnhof ein, der Zug hielt an, Jutta stand direkt an unserer Tür. Die Begrüßungszeremonie begann also sofort.
Ich brauchte mir kein Taxi zu bestellen, Jutta und Christoph boten mir an, mich erst noch vor meine Haustür zu fahren. Ich wollte widersprechen, schließlich gibt es genug Taxis. Aber wenn Langers jemandem etwas Gutes tun wollen, dann hält sie auch niemand davon ab. Also "Danke" und "Tschüß".

P.S.: So eine schöne Kreuzfahrt möchte ich sehr gerne noch einmal erleben. Wer nimmt mich mit ?

Bericht beendet am Samstag,d.25.Februar 2000, um 23:00 Uhr. (Nun muss ich lesen und korrigieren!)

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